Da geht man das erste Mal seit 90 Stunden an Land und nichts darf man. Nicht laufen, nicht parken, nicht rauchen, nicht die Maske vergessen. Willkommen auf der Insel, die noch nicht mal ihrem Namen Ehre macht. Denn auch Ziegen (spanisch Cabra) dürfen dort wohl nicht sein. Aber ein was darf man in dem Naturschutzgebiet vor Mallorca: eine Boje mieten, um dort mit seinem Boot halt zu machen. Und das ist auch extrem schön. Vorallem, wenn man die Nacht durchgefahren ist, weil der Nachtankerplatz zu abenteuerlich war und man das offene Meer den Felsen, gegen die die Wellen klatschen, vorgezogen hat. Dies ist eine separate Geschichte wert, von der ihr hier lesen könnt Segelyachtcharter-Abenteuer
Im Mondschein und später im Sonnenaufgang um Cabrera segeln, war schon ein echtes Highlight. Als wir wenig später an unserer Mooring festmachen und die unbewohnte Insel betreten, wird uns bewusst, dass man nach 3 Tagen auf dem Meer vergessen hat, dass es Maskenpflicht in dem Land gibt. Ups vergessen. Naja. Wir wollen ja eh nur ein bisschen die Gegend erkunden und auf den Wegen rumwandern. Schnell kommt da die Frage auf: auf welchen Wegen? Denn egal welchen Weg wir wählen, an jeder Abbiegung, der gut ausgebauten Wanderwege, ist ein Schild, dass man diesen Weg offensichtlich nicht gehen soll. Nun. Cabrera hat nur 3 ausgebaute Wanderwege, aber 2 davon darf man nicht gehen. Der andere führt einmal um die Bucht mit dem Hafen rum. So 500 Meter. Die nehmen das mit dem Naturschutz wohl sehr ernst. Schade, dass man die Wege dann überhaupt erst ausgebaut hat. Meine Vermutung ist, dass man die Gegend nur mit einem Führer erkunden soll. Den gibt es aber gerade nicht.
So sind wir so dreist und machen uns am zweiten Tag auf, zum Leuchtturm.
Um von der Segelyacht, die an der Boje festgemacht ist, an Land zu kommen, benutzen wir unsere Beiboot und lassen das Dingi am Strand liegen. Is ja keiner hier. Von dort beginnt der Wanderweg, der ab der Hälfte mit einem zu öffnenden Seil eine Sperrung kennzeichnet. Schön, weil wir dadurch keinen Menschen begegnen.
Ein paar Stunden später stehen wir wieder am leeren Strand. Leer! Auch kein Dingi da. Unser Boot liegt hundert Meter weiter im Wasser. Schwimmen wäre die einzige Variante. Aber wer bitte klaut denn auf so ner Insel im Mittelmeer ein Beiboot vom Strand? Meine Vermutung, dass es noch mehr Verbote auf dieser Insel gibt, von denen wir noch nix wissen, wird bestätigt, als der Parkranger sich provokativ mit seinem Auto in den Weg stellt, uns nach unserem Leuchtturmausflug fragt und darauf hinweist, dass man ein Dingi nur am Hafen festmachen darf. Er beordert uns zu Fuß zum Ranger-Hauptquartier, während er mit dem Auto an uns vorbei fährt. Machtdemonstration. Das hier ist sein Gebiet. Zum Glück hat er uns nicht noch rauchen gesehen. Das ist hier nämlich auch verboten.
Für die nun zwei „Straftaten“, die wir da begangen haben gibts ein ordentliches Protokoll und eine angekündigte Strafe, deren Höhe man durch Kontaktaufnahme der spanischen Polizei erfahren soll. Brief ist bis heute nicht angekommen. Dabei hätte mich schon mal interessiert, was Bootparkverbot und Wanderwegbegehung so kosten in Spanien.
Außerdem: ich würde es wieder machen. Der Ausflug war toll und die Insel ist wunderschön, besonders wenn man sich die Boje frei aussuchen kann in der Nebensaison. Nur den besonderen Sternenhimmel, den es auf Cabrera aufgrund fehlender Beleuchtung (bestimmt auch verboten) geben soll, haben wir verpasst… Müssen wir wohl nochmal hin. Jetzt kennen wir ja die Regeln.