Segelyachtcharter-Abenteuerurlaub

Segeln. Nicht mal ein Jahr nachdem ich das erste mal in meinem Leben einen Fuß in ein Segelboot auf dem Maschsee gesetzt hatte, stehe ich schon hinterm Steuerrad einer Segelyacht auf dem Mittelmeer. Verrückt. Verrückt schön. Alles.
Das Segeln hat mich von der ersten Sekunde an begeistert – siehe Die Einfachheit des segelns
Dass ich so eine Segelyacht steuern kann, ist Realität geworden, bevor ich den Traum überhaupt so richtig zu Ende geträumt hatte. Seit dem wird er größer und größer.

Aber heute möchte ich erstmal von meiner aufregenden ersten Seefahrt (darf man das bei einer Woche vor der mallorquinischen Küste auch schon so nennen?) berichten.
Eine Segelyacht chartern (zu zweit) klingt zwar einerseits total traumhaft und romantisch, andererseits auch ganz schön dekadent und teuer. Man muss auch sagen, dass es das, unter den meisten Bedingungen auch ist. Allerdings spielt uns hier Saison und Corona in die Karten, und als Mallorca im April 2021 das erste Mal in der Pandemie die Tore für deutsche Gäste öffnet und das Meer noch arschkalt ist, hauen die Vercharterer auch mal Schnäppchen raus. So ist eine Woche ab Palma durchaus bezahlbar. Einmal den Kühlschrank füllen und schon kann man für eine Woche autark leben.

Ein richtiges Ziel haben wir nicht, als wir mit der Kathedrale von Palma de Mallorca im Rücken, die Segel setzen und den besten Moment am segeln erleben: Den Motor abstellen. Eine plötzliche Ruhe stellt sich ein und allein die Segel sorgen für Vortrieb. Faszinierend.
Richtig ruhig ist es ohne Motor trotzdem nicht, denn die Wellen klatschen schon ordentlich. Davon sollen wir in den kommenden Tagen auch noch ein paar mehr (bis 4 Meter) erleben. Aber auch das Gegenteil. Das auch ein Mittelmeer spiegelglatt und komplett windstill sein kann, glaubt man gar nicht. Aber es geht. Wir erleben den Moment, wo die Anzeigen für Fahrt- und Windgeschwindigkeit tatsächlich 0 Knoten anzeigt und das Boot einfach auf der Stelle plätschert.


Stillstand und Vollgas.. und alles dazwischen erleben wir in einer Woche auf unserer Dufour 350 Namens „I Feel fine“ – von uns liebevoll „Alfi“ genannt.
Sogar den Klischee-Flipper-Moment dürfen wir live erfahren. Es ist fantastisch zu sehen, wie eine Delfinfamilie das Boot begleitet und fröhlich neben her springt, als würden sie mit Alfi spielen.

ankern in der Bucht vor Camp de Mar

So ein Boot wird schnell zum Zuhause. Und meine Sorgen, dass man sich eingeengt fühlt oder auf den Sack geht, verfliegen so schnell im Winde, wie die Badesachen an der Reling trocknen. Am Ende der 7 Tage hätte ich auch locker noch ein paar weitere Wochen dran gehangen und Alfi im Hafen von Palma wieder abzugeben fiel schwer… und war auch das aufregendste Manöver der Tour.

Alfi

Obwohl auch ankern sehr aufregend sein kann. Das erste mal im Leben setzen wir beide in einer Bucht westlich von Palma, den Anker. Vorbereitet haben wir uns zuvor in Deutschland in einem online Ankerkurs. Das ist alles. Der erste Anker wird auch einmal schwimmend gesucht und beurteilt. Trotz diverser Gerätschaften, die einem Anzeigen wie das Boot schwojt (das ist die seitliche Bewegung und Drehung) und eingestelltem Ankeralarm, schlafe ich in der ersten Nacht schlecht und kontrolliere die Position ständig. Aber er hält, das Erwachen auf Wasser ist herrlich und morgens warten schon die Möwen und Fische auf die Reste des Frühstücks.

Neben den Seekarten, verlassen wir uns auch auf die Tiefenangaben des Navi’s

Das mit dem Ankern an irgendeiner hübschen Stelle gefällt mir also und so haben wir auch nicht vor irgendeinen Hafen anzusteuern. Allerdings ist es auch nicht immer so einfach einen passenden Ankerplatz zu finden, der nicht zu flach und nicht zu schmal ist. So landen wir auch in Cala D’Or einen Volltreffer… in Sachen abenteuerlichkeit.

Ankunft Cala Gran- Mallorcas Ostküste

Die Sonne geht bereits unter, als wir als einziges Segelboot in die 3 Buchten einbiegen. In einer darf man nicht ankern, die zweite ist uns viel zu schmal, also wird es die, die am ungeschütztesten zum Meer liegt, dafür aber abgeschottet vom Wind. Eine Kombination die nicht gut ist, wenn man nur ein paar Meter Platz hat, zu den hübschen Felsen ringsherum. Sehr große Unsicherheit, auch nach dem zweiten Ankerversuch, lässt uns gar nicht erst Schlafen gehen. Und als wir bemerken dass die Wellen, die vom Meer in die Bucht schwappen uns immer weiter in die falsche Richtung drehen, entscheiden wir, mitten in der Nacht, diesen Ankerplatz zu verlassen und uns auf ein sichereres Terrain zu begeben: das offene Meer. So richtig gefällt mir der Gedanke anfangs nicht, eine Nacht auf dem Meer zu verbringen. Ich merke aber schnell, dass es draußen nicht nur sicherer ist, als in der Nähe gefährlicher Küstenklippen, sondern auch wunderschön sich im Mondschein unter Top und Takel zum nächsten Ziel schaukeln zu lassen.

Anker lichten

Bevor wir Alfi allerdings von der Bucht wegfahren können, muss erstmal der Anker eingeholt werden. Hierfür bediene ich, mit Stirnlampe bewaffnet, die elektronische Ankerwinsch. Im Ankerkasten verdreht sich immer wieder die Kette und muss gerichtet werden, bevor die 40 Meter Kette langsam eingeholt wird. Kurz bevor der Anker am Bug hängt, passiert es allerdings, dass es einen Knall gibt und der Anker ungebremst wieder ins Meer rauscht und die sorgsam hochgelholte Kette mit sich reißt. Die elektrische Winde versagt und ich kann nur noch Abstand nehmen und erschrocken darauf warten, was am Ende der Kette passiert. Sie ist an einem Stück Seil gesichert. Und wir treiben immernoch zwischen den Felsen, nun mit 60 Meter Kette draußen. Aufregend.

Sehr wichtig an Bord: gute Seemannschaft!

Aber Heiko schafft es das ganze zu reparieren, so dass wir Kurs auf unser nächstes Tagesziel, die Insel Cabrera, nehmen können. Ankunft halt früher als gedacht: wir drehen noch ne extra Runde um im Sonnenaufgang in der Bucht an einer Boje! festzumachen.
Auch aufregend. Wie die Abenteuer hier weitergehen, lest ihr hier: Cabrera – Verbotene Insel

Ein Fazit muss noch her: Segelyacht-Urlaub ist das spannendste und entspannteste, was ich je gemacht habe.
Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein… denn so eine Reise macht die Meersehnsucht zukünftig nicht besser.

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