Wir fahren auf die Insel zu, die vor 9 Monaten unser zweiter Anlaufpunkt nach der Atlantiküberquerung war. Schon von weitem sehen wir tausende, in den Himmel ragende, weiße Masten. Damals, als wir aus Barbados kamen, hat uns diese schier endlose Zahl an weißen Punkten schon von weitem umgehauen. Jetzt sind sicher dreimal so viele Boote vor dieser einen Bucht und ich bin wieder erschlagen vom Segelmassentourismus in der Karibik. Martinique scheint das Epizentrum davon zu sein, vorallem weil viele Vercharterer ihre Basis hier in Le Marin haben und von hier viele ihren Chartertörn starten.
Ein bisschen haben uns ja inzwischen daran gewöhnt und trotzdem immer ruhige und wenig besuchte Ankerplätze gefunden. In Martinique wird das unmöglich sein. Aber wir sind ja auch hier, um einzukaufen, zu reparieren und Besuch zu empfangen.
Beim letzten Mal auf Martinique haben wir abgesehen vom Süden um die genannte Bucht herum nicht so viel gesehen. Das soll sich diesmal ändern. Zwölf Strände klappern wir mit dem Mietwagen ab, mehr als ich die ganzen letzten Monate gesehen habe, zumindest nicht bewusst, denn tatsächlich wird eins beim Segeln durch die Karibik zum Alltag: das Meer und die Strände.
Trotzdem ist es schön mal bewusst ein paar schöne Strände zu besuchen und dort auch ein bisschen zu verweilen. Wie unterschiedlich sie alle sind ist bemerkenswert, von kilometerlangen, goldgelben, palmen gesäumten Sandstrand ganz im Süden bis zum tiefschwarzen, wilden Strand im Norden, ist alles dabei.
Von Stränden, die überfüllt sind mit weißköpfigen Franzosen auf Klappstühlen bis hin zu den kleinen, Buchten, in denen sich schäumend die Wellen brechen und einheimische Familien picknicken. Das sind meine Lieblinge, die Buchten, die von hohen Felswänden eingeschlossen sind, an denen die Atlantikwellen mit Wucht zerschellen und Treibgut überall dekorativ rumliegt. Im Gegensatz zu den anderen Inseln, sind auch diese Strände selten mit Plastikmüll übersät, denn in Europa wird da wohl mehr drauf geachtet.
Und Europa ist Martinique durch und durch, also Frankreich um genau zu sagen. 100% der Touristen sind Festlandfranzosen, es fahren moderne, klimatisierte Überlandbusse nach Fahrplan, völlig verrückt für uns, nach so langer Zeit auf Karibischen Dritte-Welt Inseln.
Sogar eine Straßenbahn fährt in Martiniques Hausptstadt. Naja, es sieht aus wie eine Straßenbahn, bimmelt wie eine, bewegt sich aber auf bereiften Rädern auf separaten Busspuren. Man, haben wir beim ersten Mal lange nach den Schienen gesucht.
Abgesehen von den modernen Straßen und Öffis hat Fort de France ein sehr nettes karibisch-Kreolisches Flair. Ein lustiger mix aus verfallenen Häusern, bunter Strassenkunst, und touristischen Einkaufsmeilen. Tagsüber bunt, quirlig und laut, verwandelt sich die niedliche Hauptstadt ab 17Uhr in ein verschlafenes, idyllisches Dorf, alle Läden sind mit Markiesen verschlossen, die Kreuzfahrttouristen sind zurück auf ihren riesigen Pötten und die Gassen der Stadt sind menschenleer und ruhig. Eine faszinierende Verwandlung.
Da unser Besuch in Fort de France nächtigte und wir die meiste Zeit auch direkt vor der Innenstadt vor Anker lagen, haben wir die Stadt gut kennen- und mögen gelernt. Mein Highlight auf Martinique tatsächlich. Denn sonst ist mir diese Insel zu französisch, zu wenig Karibik. Zu viel Tourismus, zu wenig Kultur. Die Kommunikation echt schwer, weil wenig englisch gesprochen wird und das Essen sehr teuer.
Aber die Strände sind toll und so genieße ich viel Zeit unter Freunden im Bikini auf dem Badetuch mit dem Blick aufs Meer.
Auf ein sanft rollendes Meer am Le Saline Strand, unter einer Palme, die auf goldgelben Sand steht. Oder auf spiegelglattes Meer in den Buchten von Point du Bout, die zwar keinen schönen Sand, aber dafür hübsche Palmen und einen Blick auf die Hauptstadt mit dem grünen Hügel des Soufriere Vulkans im Hintergrund bieten, dessen Gipfel meist wolkenverhüllt ist.
Oder der Blick schweift über den glitzernden schwarzen Sand vom Anse Ceron ganz im Nordwesten der Insel. Die schwarzen Steine am Wassersaum sind glattgelutscht von den Wellen, grün zugewachsene Felsen rahmen die schwarze Bucht ein und viele Bäume bilden einen grünen Hintergrund, während die Sonne im Meer verschwindet. Mein Lieblingsstrand.
Auch wenn der Plage de l‘Anse l‘Etang im Nordosten mit den vielen Surfern auf dem Riff durchaus auch sehenswert war.
Natürlich hat Martinique auch Regenwald zu bieten, den wir bei einer Wanderung auf dem Jesuiten-Weg entdecken. Da unser karibisches Immunsystem aber von den deutschen Mitbringsel-Viren überfordert war, blieben wir in den zwei Wochen mehr an den Küsten, statt in den Bergen Martiniques.
Fazit für Martinique also, super zum Auffüllen der schmerzlich vermissten Lebensmittel und Freundschaftskontakte und zum Strandurlaub, kulturell aber mein Lowlight der Reise, weil zu modern und europäisch. Aber eine neue Batteriebank findet ihr zu Hause auf Celerity und auch ein neues Dingi ist leider fällig.
Nachdem auch die Kombüse mit Dosen und der Kühlschrank mit Käse gefüllt ist geht es weiter nach Norden, wo wieder eine ganz andere Welt auf uns wartet: Dominica wird uns Landschaftlich einfach umhauen. Außerdem werden wir dort eine Reiseverändernde Entscheidung treffen. Es bleibt also spannend.
Hier könnt ihr unserem Boot folgen und unsere Route mit allen Beiträgen unter „show journey“ sehen: