Reisen ist kein Verbrechen – verreisen in Corona-Zeiten

Ich hab ne ganze Weile überlegt, ob ich gerade über sowas öffentlich schreiben darf. Aber ja. Steinigt mich dafür, oder denkt was ihr wollt und teilt es auch gern mit… Aber ich finde, gerade in diesen Zeiten, muss auch mal gesagt werden, dass Reisen kein Verbrechen ist! Ich möchte einmal vermitteln, dass es ein Recht von jedem ist, sich frei zu bewegen und für die Seele etwas Gutes zu tun. Um sich über Grenzen hinweg bewegen zu dürfen, wurden schon Kriege geführt. Das zu tun um vielleicht einfach endlich mal das Meer zu sehen, einer Leidenschaft nachzugehen, oder einfach nur Sonne zu tanken, ist etwas Gutes und hat seit einem Jahr unter Pandemie-Bedingungen leider einen sehr negativen Beigeschmack bekommen. Durch Unwissenheit, Angst und teilweise falsche Berichterstattungen ist der Tourismus zum Buhmann der Nation geworden.Ich habe mich, ganz mutig, mal vorgewagt und bin gereist, während des zweiten und des dritten Lockdowns in Deutschland. Und werde es bei weiteren wieder tun. Motiviert durch andere Urlauber, die alle durchweg positiv berichteten, über gute Konzepte, wenig Kontakte und einsame Strände. Und auch ich, ihr denkt es euch bestimmt bereits, habe sehr positive Erfahrungen gemacht.

leere Anzeigetafeln am Flughafen HAJ

Ich möchte aber auch nix beschönigen. Aktuell reisen ist kompliziert und der Informationsbeschaffungsaufwand anstrengend. Schon um zu wissen wohin man kann (Flugverkehr aus Deutschland ins Urlaubsgebiet vorhanden) und darf, muss man sich gründlich informieren. Im Grunde gilt die Regel: ist eine Region/Land von RKI zum Risikogebiet erklärt wurden (hat also die kritischen Inzidenzwert-Grenze überschritten) verhängt das Auswärtige Amt eine Reisewarnung. In Regionen mit Reisewarnung gibt es meist ein eingeschränkteres Reiseangebot. Aber trotzdem ist dies möglich. Vergesst nicht: auch wir sind Risikogebiet. Und solche Reiseziele wie die Malediven sind aufgrund hoher Inzidenzen auf der Hauptinsel Male, wo die wenigen Einwohner zum Großteil sehr eng wohnen, natürlich komplett zum Risikogebiet erklärt, obwohl Touristen dort gar keinen Zugang zu dieser Insel oder sonstigen Kontakt zu Einheimischen haben. Man fährt auf seine Insel, auf der ein paar wenige Touristen sind, ist vorher getestet wurden und kommt dort im Normalfall auch nicht mehr weg während des Aufenthaltes. Ob man sich testen lassen muss für die Einreise in ein Land, erfährt man auf der Internetseite des Auswärtigen Amtes. Dort erfährt man auch ob das Land zum Risikogebiet oder Hochrisikogebiet erklärt wurde und daher eine Reisewarnung hat. Dann gilt: Quarantäne bei Rückkehr nach Deutschland.Ein negatives Testergebnis für die Einreise nach Deutschland braucht man seit April 2021 sowieso überall.Bei Nicht-Hochrisikogebieten kann man auch nach 5 Tagen Quarantäne bei erneuten negativ-Testergebnis „freigetestet“ werden.Kein Risikogebiet und somit auch keine coronabedingte Reisewarnung = keine Quarantäne. Das ist zum Beispiel Aktuell für Mallorca der Fall.Aber auch hier muss man einmal vor den jeweiligen Flügen Popeln gehen und das Zertifikat vielen wichtigen Menschen zeigen. In Spanien muss man sich vorher auch im Internet registrieren und einen QR Code mitführen, der am Flughafen bei Ankunft von sehr vielen Spaniern in gelben Westen lautstark mitgeteilt wird. Nachdem man an 5 dieser Menschen vorbei gegangen und sich in eine bestimmte Richtung hat weisen lassen, kommen am Ende alle, egal wo sie hingeleitet wurden, wieder an der selben Kontrollstelle raus. Sehr lustiges Szenario. Aber die armen Flughafenmitarbeiter hatten ja auch lange keine Arbeit und müssen jetzt beschäftigt werden. Aber das wars – rausgekommen aus Deutschland, reingekommen in Spanien. Ein bisschen so aufregend, wie reisen halt auch früher einmal war. Und ganz im ernst: sich 2x ein Stäbchen in die Nase stecken lassen, dafür dass man dem Corona-Irrsinn in Deutschland entgeht, ist es allemal Wert.

Natürlich gibt es auch in den anderen Ländern Corona und entsprechende Bedingungen. Ich habe Erfahrung mit Portugal im November und Mallorca im April gemacht und kann sagen, dass ich die Maßnahmen viel angenehmer fand als in Deutschland.Mallorca: Die Restaurants haben bis 17uhr geöffnet. Mit Sitzen und Bedienenlassen – ja ein echtes Highlight nach den letzten Monaten hier in Deutschland. Das Leben ist irgendwie dadurch ein Stück normaler. Die Leute genießen das Leben unbeschwerter, die Hygienemaßnahmen in Gastronomie und Hotelerie werden aber voll durchgezogen. Die Gefahr einer Ansteckung ist geringer als im Arbeitsalltag der Meisten in Deutschland.

Schlimmer ist es tatsächlich die Folgen des fehlenden Tourismus zu sehen: in den Touristenorten sind die Läden reihenweise geschlossen, viele Unterkünfte haben die andauernden Reisebeschränkungen nicht überlebt. Die Restaurants in Portugal haben sich über jeden einzelnen Gast gefreut, der sie gefunden hat. Die Restaurants auf Mallorca haben zum Großteil gar nicht erst geöffnet. „SOS Turismo“ prangt an vielen Häuserwänden und das ist der wahre Schatten beim Reisen heutzutage: man wird sich unwiderruflich bewusst, wieviel Tourismus in vielen Regionen ausmacht und wie dramatisch die Situation ist und die Politik einfach nicht stimmt. Ich fühle mich als Elite, weil ich reise. Als Pionier, weil ich einen Schritt gegen die Existenzverluste unternehme und gleichzeitig muss ich mich zu Hause für mein Verhalten rechtfertigen.Und dass ich direkt nach der Landung eine SMS der Bundesregierung auf mein Handy bekomme, die mich auf die Corona-Einreiseregelung aufmerksam macht, obwohl ich nicht aus keinem Risikogebiet komme und meine Daten nicht angeben musste, macht mich erst recht wütend.

Die deutsche Politik macht jedem Reisenden ein schlechtes Gewissen und hat insbesondere auf die Osterurlauber auf Malle eine Hetzjagd gemacht. Haben die nix Besseres zu tun? Zeigt die Reise-Nachfrage nicht eindeutig: lasst uns frei leben – die Menschen wollen Tapetenwechsel, müssen mal raus… Und wenn ihr es nicht im eigenen Land hinkriegt, dann halt dort, wo es geht.Bevor ich mich in Rage rede, hier jetzt mein Appell an alle: Reisen ist kein Verbrechen!Meine persönlichen Tipps für Reisen in Corona-Zeiten:

1. Informier dich über die Einreisebedingungen des Reiselandes und die Bedingungen bei der Rückkehr 

2. Hab ein Plan B um flexibel auf die spontanen Änderungen eingehen zu können (zum Beispiel, wisse, was du machst, wenn das Land Risikogebiet wird)

3. Buche eine Pauschalreise – hier hast du mehr Sicherheit informiert und zurückgeholt zu werden und die Reiseveranstalter bieten nur das an, was sie auch sicherstellen und vertreten können

4. Informier dich über die Maßnahmen vor Ort und auf dem Weg dorthin

5. Trage die Test-Zertifikate am besten ausgedruckt mit dir herum – ist für die Mitarbeiter wesentlich netter als auf dem Handy-Bildschirm rumzuzoomen (auch wenn es nicht im Sinne meines nachhaltigen Denkens ist)

6. Genieß deinen Urlaub und versuche Corona mal einen Moment zu vergessen!!

7. Berichte ohne schlechtes Gewissen von deinen positiven Reiseerfahrungen und inspiriere weitere Leute

8. Fühle dich als Reisender und nicht als Verbrecher!

Ein Kommentar bei „Reisen ist kein Verbrechen – verreisen in Corona-Zeiten“

  1. Danke und Amen! 🙂

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