Reisen in Vietnam

Ich habe von einigen Orten in Vietnam berichtet und wie sich unsere Route von Norden nach Süden gestaltet hat und wenn ich mir das ansehe ist uns tatsächlich gelungen das Land in all seinen Regionen und Kulturen kennenzulernen. Auf der Landkarte sieht Vietnam aus wie ein kleiner schmaler Landstrich – aber der hats in sich – vorallem wenn man sich nicht in europäischen Geschwindigkeiten Vorwärtsbewegt. Immerhin haben wir ca. 2500 km zurückgelegt:

Von Hanoi nach Halong (Kleinbus) – wieder zurück nach Hanoi (Kleinbus) – nach Mai Chau (Kleinbus) – wieder zurück nach Hanoi (Kleinbus) – ab nach Zentralvietnam Hoi An (Flugzeug) – weiter über Quy Nhon (Zug) und Nha Trang (Zug) nach Da Lat (Lokaler Bus) – von dort in den Süden nach Can Tho (Nacht/Schlafbus) und zu guter letzt wieder zurück nach Saigon (Schlafbus).

Aber der Weg ist ja das Ziel und so gehörten auch die Fahrten zum Erlebnis und waren es auch oft. Schnell waren wir uns sicher, welches Verkehrsmittel wir nicht nutzen werden: das Moped-Taxi – ich mag ja Abenteuer… aber auch mein Leben. Auf dem Weg zur Halong Bucht in einem 20-Mann-Transfer-Bus ging es langsam voran (da wußte ich noch nicht dass es noch langsamer geht): 4,5h für 180km – über die Autobahn wohlgemerkt! Aber die war auch voll und mit Stau kann einem dass in Deutschland auch passieren. Aber auch bei leerer Autobahn dauerte die Strecke 3,5h – aber man muss ja auch Zeit aufbringen zu hupen und auf die verrückten Mopedfahrer Rücksicht nehmen – auch wenn diese zum Beispiel direkt vor einem auf die Idee kommen einen U-Turn auf der Autobahn zu machen und im Gegenverkehr zurück zu fahren… elegante Lösung der Polizeikontrolle zu entkommen.

Auch nach Mai Chau und in den Pu Luong Nationalpark sind wir mit einem kleinem 10-sitzer-Transferbus gefahren wurden… da waren wir an die Fahrkünste bereits gewohnt. Und an Hup-Geräusche. Prinzipiell muss man aber sagen, die Fahrer sind alle voll entspannt – wenn in Deutschland jemand hupt, dann folgt dem meistens ein aggressives Gas geben – in Vietnam wird die Hupe für “Achtung” “Hallo” “Vorsicht” “Fahr mal rüber” “ich bin schneller als du” oder “ich hab lust zu hupen” benutzt. Also immer. Aber kein einziges mal habe ich einen Fahrer ungeduldig, laut oder aggressiv werden sehen. Auf dem Weg von einer Reisfeld-wanderung zu unserer Unterkunft zum Beispiel steckte plötzlich vor uns ein LKW in einer großen Match-Pfütze fest (die Auffahrt auf die Landstraße war wohl noch nicht ganz fertig gestellt). Auf jeden Fall standen wir hinter ihm und warteten. Nach einer viertel Stunde ist unser Fahrer mal ausgestiegen um zu gucken was so los ist… setze sich dann wieder entspannt hinters steuer und wartete weiter. Irgendwann hatte der LKW es mit Hilfe von ein paar Brettern geschafft und wir auch. Kein einziger der geschimpft, sich aufgeregt, ungeduldig geworden ist oder ähnliches. verrückt.

Im Norden von Vietnam haben wir uns also erstmal ganz langweilig nur mit Touristen-Transfer-Bussen und zu Fuß vorwärts bewegt. Plus Taxi zum Flughafen – von dort ging es mit dem Flieger von Vietnam Airlines nach Danang. Das Flugzeug war klein, die Westler haben den Notausgangs-platz bekommen (meeega Beinfreiheit, aber kein Fenster) ansonsten war der 1h-Flug sehr ereignislos… Gut, ich hätte auch nix mitbekommen, weil mich die Durchfalltabletten so weggebombt haben, dass ich noch vorm Start geschlafen hab 🙂 In Danang angekommen wurden wir mit einem “Mister Michael”-Schild empfangen und zum Hotel gebracht.

Das war das paradisische am Strand. Dort gab es Fahrräder zu leihen und überall stand geschrieben, dass man herrlich mit dem Rad in die 6km entfernte Stadt Hoi An fahren kann. Wer auch immer dieses Gerücht in die Welt gesetzt hat: ihr seid wahnsinnig! Wir hatten schon am Anfang der Reise beschlossen keine offiziellen Verkehrsteilnehmer zu werden und weder selbst Moped zu fahren, noch hinten drauf mit. Der Grund ist der wilde Straßenverkehr und die, zwar langsam, aber kreuz und quer fahrenden Mopeds. Naja, wenn man auf einem Fahrrad auf selbigen Straßen verkehrt ist das nix anderes. Und da war die Straße noch nicht dicht befahren – auf jeden Fall bin ich, immer ganz rechts kurz vor der Straßenkante, schön langsam, die Hände am Lenkrad verkrampft und bei jedem hupen zusammenzuckend, tausend Tode gestorben. Alle sind ganz brav um uns herum gefahren, aber so nah, dass das Haar gestreift hat und die Vorstellung, dass wir diese befahrene Landstraße auf dem Rückweg im dunkeln ohne Licht hätten fahren sollen, ließ uns ziemlich schnell wieder kehrt machen… und dann doch lieber ein Taxi in die Stadt nehmen 🙂

Eine Zufahrt die ist lustig, eine Zugfahrt die ist schön… Zugfahren geht in Vietnam ziemlich einfach, ziemlich günstig und ziemlich langsam. Es gibt nur eine Strecke von Norden nach Süden (Hanoi bis Ho Chi Minh Stadt) grade runter. Die ersten 300km haben wir in 5,5h auf einem schönen “Softseater” (dafür gibt es auch keinen vietnamesischen Begriff, die heißen so) im Klimatisierten Abteil verbracht. Komfortabler als bei der DB – mit TV-Beschallung, viel Beinfreiheit, Heißwasser zum Tee oder Nudeln zubereiten und Mitarbeiter die mit einem Servicewagen voller verschiedenen Leckereien (wie Reissuppe und Chips) immer mal vorbei schauen. Gut, außer die Toiletten, die waren so eng, dass man zum schließen der Tür aufs Klo steigen musste 🙂 Die Holzklasse haben wir auch mal besucht und die war im wahrsten Sinne des Wortes aus Holz- denn die Sitze sind Holzbänke, an den Decken hängen Ventilatoren, statt Fenster gibt es Gitter und die Menschen liegen schlafend auf dem Boden – erinnerte eher an einen Gefangenentransport.

Der Speisewagen hingegen war leer bis auf: Ach da sind die ganzen Zugbegleiter, die nur aller 2h wenn ein Haltepunkt ist, mal was zu tun haben – sie sitzen zu sechst im Speisewagen, hauen sich den Magen voll, rauchen (nicht dass das erlaubt wäre, aber sie tuns einfach) und saufen Reisschnaps. Während wir unsere Instand-Nudelsuppe essen kippen die Bahnmitarbeiter ne halbe Flasche Schnaps hinter. Das ist doch mal nen Job! Zugfahren ist also relativ entspannt – grüne Landschaft zieht an einem vorbei, an Haltestellen werden Pakete angenommen und abgegeben (so funktioniert also die Post), ab und zu steigen Händler ein, die einem ihre Ware feilbieten, manch ein Vietnamese setzt sich zu einem um zu quatschen und der Schaffner kommt vorbei wenn man aussteigen muss. Komfortables – aber langsames Reisen (die höhe war eine kleine Zwischenstrecke: 15km in 40min!)

Schneller ist man mit dem Bus. Besonders wenn man Nachts und mit einem wahnsinnigen Busfahrer fährt. In Vietnam gibt es ein paar Busgesellschaften, eine der größten ist Futa. Und Futa hat Schlafbusse, wie ich sie noch nie gesehen hab (ich hatte nach der schrecklichen Nachtbusfahrt-erfahrung vom letzten Jahr in Thailand etwas Bedenken). Die Busse sind Doppelstöckig und haben 3 Reihen: Fenster, Mitte, Gang ausgestattet mit Liegen (2 übereinander – also quasi Doppelstockbetten). Statt zu sitzen, steckt man die Beine in eine Art Plastik-Sarg und den Rücken an die Lehne, die man waagerecht stellen kann – Liegeposition fertig. Ok, für Vietnamesische Größenverhältnisse gemacht, aber da hatte ich ja keine Problem 🙂 Dann wird noch Wasser verteilt und los geht das Geschaukel- denn ja so ein Bus schaukelt ganz schön hin und her wenn der schnell fährt. Das ist an sich ganz beruhigend zum einschlafen, wäre da nicht die Gegenbewegung beim bremsen. Und unser Busfahrer hat gerne Gas gegeben um direkt wieder auf die Bremse zu gehen. Aber ich hab ziemlich schnell gelernt, dass es für die Psyche besser ist nicht aus dem Fenster nach dem Grund des Bremsens und Hupens zu schauen, sondern lieber die Außenwelt durch eine Schlafbrille auszublenden.

Ach ganz vergessen, ganz wichtig: Der Bus wird nicht mit Schuhen betreten: Beim eintreten gibts nen Beutel für die Schuhe und bei Pinkelpausen steht ein Korb voller Flip-Flops bereit, damit nicht jeder seine Schuhe anziehen muss. Ich sag euch, ein herrliche Bild: Die Busgesellschaft Futa hat eigene Raststätten – da stehen da massenhaft rote Busse und alle Leute auf dem Parkplatz und Klo haben grüne Flip Flops über ihren Socken 🙂 Praktisch ist allerdings, dass die Busnummer auf den Schuhen steht – hat uns einmal gerettet den richtigen Bus wiederzufinden (blöd, wenn im Bus alle nur Vietnamesisch sprechen und man nicht weiß wie lange man Pause macht und wo der Bus hält). Nachtbusfahrten kann man also empfehlen und wenn aus einer 13h-Fahrt nur 9h werden (für 500 km) dann ist das auch zu verkraften 🙂

Die Wege waren also definitiv auch ein Ziel der Reise und haben einige Erlebnisse und Erinnerungen mit sich gebracht.

#Highlight die offenheit und das Interesse der Vietnamesen – auf einer Zugfahrt, habe ich 1h mit einem netten Vietnamesen gequatscht, der einfach ein bisschen englisch reden wollte

#lifehack immer schöne Socken tragen! So oft wie man in Vietnam die Schuhe ausziehen muss…

Futa -Nachtbus fahren – bequem, günstig, schnell.

#links https://futabus.vn/en-US

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