Richtige “Fidschies” werden- Aufenthalt im untouristischsten Ort Vietnams – ja, direkt bei der Ankunft bemerken wir, dass die Reiseführer recht behalten: hier wird nicht oft ein Westler gesehen – und so fühlen wir uns wie Freiwild im Zoo – wir werden angegafft und bestaunt und fühlen uns auf dem Weg durch die Straßen von Quy Nhon dauerhaft unter Beobachtung. Im Restaurant hat das zur Auswirkung, dass sich 5 Kellner um uns kümmern und man noch nicht mal selbst das Bier nachschenken muss – nett, müsste man nicht allen mehrmals begreiflich machen, dass man sein Bier tatsächlich lieber ohne Eiswürfel trinkt-dauerhafte Wachsamkeit ist also gefragt-irgendwie doch anstrengend.
Dass man besondere Aufmerksamkeit genießt, lässt sich auch daran merken, dass sofort ein Aschenbecher auf dem Tisch steht, sobald du auch nur den Gedanken hast eine zu rauchen – dass nenn ich doch mal serviceorientiertheit. Dienstleistung wird sowieso großgeschrieben – das was an Standard und Ausstattung fehlt wird mit übermäßigem, freundlichen, Aufmerksamkeiten und Service wett gemacht – zumindest sind die Bemühungen sehr groß – meist scheitert es jedoch daran sich auszudrücken – das viele kein Englisch sprechen, ok, aber wir haben uns bisher immer irgendwie mit Händen und Füßen verständlich machen können. Zurück zu Quy Nhon: und warum jetzt eigentlich Musterstadt? – ganz einfach – Vietnamesisch ist eine schwere Sprache, und da sie, wie chinesisch, mit Verschiedenen lauten funktioniert, ist es für den normalen deutschen einfach unmöglich, die Worte richtig auszusprechen – und insbesondere an Quy Nhon sind wir gescheitert-auch nachdem wir uns 5 mal haben erklären lassen wie diese Stadt ausgesprochen wird, hat uns trotzdem keiner verstanden wo wir hin wollen – Also ist sie, um im Nachhinein nicht auch noch von einer falschen Stadt zu sprechen, einfach zu “Musterstadt” geworden.
Die unmögliche Aussprache ist übrigens auch einer der Gründe, warum man immer einen Stift und Zettel dabei haben sollte – damit mans aufschreiben und vorzeigen kann. Auch Preise aufschreiben lassen ist von Vorteil- denn das englisch was die Vietnamesen sprechen klingt so ungefähr wie der Versuch, wenn wir vietnamesische Worte probieren und bestimmte Buchstaben kriegen die einfach nicht raus – so lernt man genau zu überlegen, was die Dame am ticketschalter wohl mit “Backbord” meint…um dann irgendwann zu checken, dass sie den “Passport” sehen will. Michas Lieblingswort für alles ist inzwischen sowas wie “blokbkok“ oder “borkbork” – was mal hot dog und mal hot pot bedeuten kann – oder was ganz anderes…. Außerdem braucht man Zettel und Stift immer um seine Namen aufzuschreiben – sei es für eine Buchung oder für die Bekanntschaft am Nachbartisch – die Vietnamesen brauchen es geschrieben um deinen Namen zu verstehen und du ihren. Und sie sind Facebookvernarrt – deswegen endet quasi jede Konversation damit, dass sie dich bitten, dein Facebook-Freund zu werden und schreiben ihre nicknames auf. Ich hab ja gelesen, mit einem “Westler” befreundet zu sein erhöht deren Status in der Gesellschaft ungemein- also, warum nicht: hat man halt paar Vietnamesen zu einem besseren Leben verholfen ? solche Bekanntschaften macht man tatsächlich sehr häufig – das ist am Anfang ganz verwirrend und als verkrampfter deutscher vermutet man immer erst einmal “was will der mir jetzt verkaufen”… Aber die jungen Vietnamesen unterhalten sich einfach gern – mit fremden, weil sie neugierig sind, mit Ausländern, weil sie englisch sprechen üben wollen und mit Menschen überhaupt, weil sie einfach offen und direkt sind – irgendwie Wahnsinnig sympathisch!