Zum Sonnenuntergang erkennen wir einen Umriss am Horizont. Der Ätna! Land in Sicht. Wir haben es nach Italien geschafft.
Tagelang nur Wasser und keine Zivilisation. Und dann passiert irgendwie plötzlich ganz viel:
Ein Militärhubschrauber begrüßt uns und dreht ne Runde ums Boot.
In der Nacht einige Tanker-begegnungen. Der Wind dreht voll doof.
Durch die Meerenge von Messina werden wir mit der Strömung geschoben. Strömungsstrudel überall-das Meer sprudelt und lustige Wellen entstehen. Unser erstes Verkehrstrennungsgebiet. Mit Kreisverkehr. Und enttäuschend wenig Verkehr. Geschafft.
Über Funk die ganze Zeit „Securite“ Meldungen – Abstand halten von Stromboli. Aus der Heimat erfahren wir dann: der Stromboli Vulkan ist ausgebrochen.
Wir haben mal wieder keinen Wind. Dann plötzlich viel Wind. Dann zieht Gewitter auf. Es blitzt über den Liparischen Inseln. Bei uns kommt nur Welle und Regen an. Wir wettern es ab über treffen in der Nacht die Entscheidung nicht länger auf den Wind zu warten, denn das Wetter wird nicht besser auf dem Weg zu den Kanaren. Wir sind spät dran, es wird Herbst. Also wird motort sobald nicht genug Wind da ist. So fahren wir 2 Tage an der Sizilianischen Nordküste entlang. Das bringt Dieselverbrauch mit sich. Also erster Tankstop, mit Anlegen und so. Spannend. Wir sind durchgeschwitzt danach und Celerity hat den ersten Kratzer.
Am darauffolgenden Tag grad noch als letztes und grad so vor Dunkelheit den letztmöglichen Tankstopp am Ende Siziliens gemacht. Und dann geht’s auch schon zur nächsten Überfahrt nach Sardinien. Zwei Tage mit kabbeliger See und andauernden Gewittern um uns herum.
Wir sitzen mit vollem Ölzeug (Regenklamotten) im Cockpit als wir das südöstlichen Cap von Sardinien sehen können. Wieder Land in Sicht.
Diesmal wollen wir nicht nur vorbei fahren. Wir sind durch. Brauchen eine Pause und wollen angekündigten Starkwind mal im Hafen abwarten. Die nächste aufregende Aktion also: einen Hafen im dunkeln ansteuern und „römisch katholisch“ anlegen. Vorher die Marina Villasimius anfunken, dass wir kommen. Also erstes echtes Funkgespräch. Ich bin stark bemüht alles richtig zu machen und herauszufinden wo wir anlegen können. Mein Gesprächspartner beschränkt sich auf ein aussagekräftiges, höfliches „ok“ – na super.
Am Ende geht auch hier alles glatt, ein Gummiboot holt uns ab und schiebt uns sogar in die „Parklücke“ puh. Erledigt. Ein echtes Bier und dann 2 Nächte durchschlafen! Mit so kleinen Dingen bin ich zufrieden.
So. Das war also Italien im Schnelldurchlauf. In den 5 Tagen zwischen Italienentdeckung und dem Hafenstop auf Sardinien ist also ganz schön viel passiert.
Ein Tag an Land in Zivilisation und zwei ausgeschlafene Nächte später haben wir wieder Lust auf Segeln. Und so wird erneut Kurs gen Westen genommen. Einmal an der Sardischen Südküste entlang um dann den größten bisherigen Sprung rüber auf die Balearen zu machen. Dann kommt also bald die Spanische Flagge unter die Saling.
So und mal noch ein bisschen Kontex zu all den nautischen Begriffen hier.
Wenn man die Gewässer eines neuen Landes befährt, setzt man eine Gastlandflagge – die haben wir für die Länder, die wir wussten, bereits mitgenommen. Wir hätten da ne Malta-Flagge übrig, falls wer Bedarf hat 🙂 Den Kurs Richtung Malta konnten wir aufgrund der Welle nicht halten und so steuerten wir Sizilien an. Nach einer Wetteroutenempfehlung via Sateliten-SMS (Danke Bernd!) entschieden wir uns dann Sizilien nördlich zu umfahren. Bei den ganzen Meldungen von herumtreibenden Gummibooten ist eine Route weiter weg von der afrikanischen Küste wohl auch ganz gut. Auch vor Sardinien kreisten die Militärhubschrauber um uns. Wir vermuten die gucken sich übers Meer kommende Boote mit Wärmebildkamera an um zu sehen wie viele Leute an Bord sind. Wir haben keine geschmuggelt.
Die Saling ist ein Teil am Mast, auf halber Höhe ungefähr, dort wird ein Seil mit der Flagge hochgezogen. Das haben wir schon 1 Tag vor Ankunft in der Strasse von Messina getan.
Vor der Merenge von Messina waren wir ein bisschen aufgeregt aufgrund der erwarteten Strömung und des Verkehrstrennungsgebietes, was uns noch ein paar mal, zum Beispiel in der Straße von Gibraltar begegnen wird. In Messina gabs kaum Schiffe. Außer die Fähren die im Kreisverkehr in Runden zwischen Festland und Sizilien fahren. Ein Verkehrstrennungsgebiet ist quasi wie ne Autobahn auf dem Wasser, sogar mit Grünstreifen in der Mitte, damit die Tanker und Containerschiffe nicht kreuz und quer fahren.
Ach ja und „römisch Katholisch anlegen“ wie es hier im Mittelmeer getan wird bedeuted dass man mit dem Heck an den Steg fährt, dort mit 2 Leinen rechts und links festmacht und dann vorn am Heck auch noch eine Leine, die im Wasser verankert ist aufnimmt und am Boot belegt. So kann das Boot nirgends weg und man liegt Fender an Fender (das sind die Gummibälle zum Schutz) am Nachbarboot. Heißt auch Rückwärts fahren, was mit so einem Segelboot nicht so einfach ist. Zum Tanken konnten wir jeweils seitlich festmachen und haben immer hilfsbereite Unterstützung von Land gehabt. Auch die Nummer vom Tankstellenwärter und das Telefongespräch wurde kurzer Hand mit Händen und Füßen von Fischer im Hafen erledigt. Sehr freundlich, die Italiener.
In Villasimius auf Sardinien verbringen wir ein Tag an Land mit Lagune und Strand anschauen und einem Bummel durchs Städtchen. Hübsch hier. Aber warum sind hier schon wieder überall deutsche Touristen? Da denkt man mit nem Boot kommt man an Orte wo nicht alles touristisch ist und dann hört man überall nur deutsch. Verrückt.
Am nächsten Tag freue ich mich doch wieder aufs Wasser zu gehen. Die Bedingungen sind top, die Segel oben und als die Küste von Sardinien langsam am Horizont verschwindet kommt die Vorfreude auf die bevorstehende mehrtägige Überfahrt ins nächste Land, Spanien.
Diese Überfahrt wird uns ein paar weitere Abenteuer bescheren. Mehr dazu das nächste Mal.
Die Bockwurst heißt Bockwurst, weil sie ursprünglich zum Bockbier serviert wurde.
:-*