Ein Montag Morgen im Oktober, an der Triq san Pawl in St. Pauls Bay im Norden Maltas: Ein Ort an dem eine so große Zahl an Alleinreisenden aufeinandertrifft gibt es kaum woanders. Alle sind unsicher, hoffnungsvoll und gespannt auf die kommende Zeit. Aufregend ist das, so viele neue Menschen, viele fremde Sprachen und zwischendurch die kleinen Momente des aufatmens – puh es gibt noch andere die meine Sprache sprechen (eigentlich ganz schlecht, weil wir sind ja zum Englisch sprechen hier)
Eines haben wir allerdings alle gemeinsam: Mut. Menschen, die entschieden haben eine Schwäche auszubauen und/oder allein zu verreisen. Gerade bei den älteren Generation ist das schon bemerkenswert. Aber alle hier haben dasselbe Ziel: Sonne tanken und englisch lernen.
Und die kleine Mittelmeerinsel verbindet genau diese beiden Dinge in Perfektion. Englisch, weil die ehemalige englische Kolonie sich die Sprache behalten hat und ein dichtes Netz an Sprachschulen entstanden sind. Gerade für junge Leute (Schüler, Studenten) ist der Party Ort St. Julians perfekt, ergänzt durch das urbane Sliema. Beide liegen im Süden Maltas neben der Hauptstadt Valetta. Ich habe mich für den ruhigeren Norden entschieden: San Pawl ist ein kleines Örtchen, mit einem alten Stadtkern, in dem sich auch die bels-Sprachschule befindet, und einem neu entstandenen Ortsteil Buggiba, wo mich meine Gastfamilie bewirtet. Und Sonne: die bietet Malta einfach das ganze Jahr über aufgrund ihrer Lage – zwischen Sizilien und Nordafrika liegt dieses Eiland umgeben vom mediterranen Klima des Mittelmeers.
Neben Englisch sprechen die 400.000 Einwohner auch noch maltesisch. Das ist eine wilde Mischung und Abwandlung aus arabisch, Italienisch und französisch. Da alle zusätzlich englisch sprechen, ist der mix perfekt. Verstehen kann man allerdings gar nix, ich habe nie zuvor einen Sprachklang wie diesen gehört oder gelesen. Faszinierend ist, dass diese Sprache tatsächlich weniger Menschen sprechen als Hannover Einwohner hat. Also gut, dass alle englisch lernen als zweit-Muttersprache.
Als Sprach-Tourist kann man Englisch in einen der vielen Sprachschulen lernen.BELS English learning school ist der Name der Schule in Malta, wenn man gls-sprachreisen als Vermittler hat. Überrascht hat mich das altersgemisch – durch Bildung von erwachsenen-Klassen müssen 50-jährige nicht mit 16-jährigen zusammen lernen, sondern die Klassen-Struktur ist zwischen Mitte 20 und Mitte 50 (um das mal für alle Seiten diplomatisch auszudrücken). Studies (stundenten) sind wir trotzdem plötzlich alle. Und das ist auch gut so – anhand eines testes wird man einer Klasse mit dem entsprechenden Sprachlevel zugeordnet. Wie erwartet war mein Level niedriger als die meisten glauben- weil ich sprechen kann, die Grammatik aber nie richtig gut drauf hatte. Nach den ersten Unterrichtsstunden fragt mich Christine, meine Lehrerin, ob ich eine Stufe höher möchte, damit ich mich nicht langweile. Da es in der advanced-Stufe allerdings insbesondere ums verstehen und sprechen geht, was ich nach 3 Monaten England gut drauf habe, bleibe ich in B1/B2 um grammar aufzuholen – eine gute Entscheidung, denn Christine ist eine der besten Lehrer in der Schule und ein Gold-Schatz im erklären von Grammatik.
Meine Vormittage verbringe ich also 5 Tage lang so:
- 7:30 Wecker – der Unterschied zum „echten Urlaub“ – Eine Runde die Strandpromenade entlang joggen – duschen, Nutella-Toast, Banane und Espresso frühstücken – Rucksack schnappen (immer bereits mit Strand- und Ausflugssachen, sowie Englischbuch und Heft ausgestattet)
- 8:45 aus dem Haus, einen Smoothie to go gekauft und nen 15 minütigen Spaziergang durch die verschlafenen Gassen, immer nur ein Schritt vom Meer entfernt, zur Schule machen.
- 9:15 in Klassenraum Nummer 7: auf einen der Stühle mit so nem Klapptisch Platz nehmen
- 10:45 – 30 min Pause: ab zur Snackbar, direkt am Meer – ein americano auf die Hand, Sonne und Meer genießen und mit den anderen quatschen – Danach wieder Unterricht; Zuhören, lernen, quatschen
- 12:45 Feierabend – für alle Bildungsurlaubende mit Intensivkurs geht es danach noch bis 14:45 weiter. Ich verbringe die Mittagspause meist trotzdem in der Snackbar oder am Meer mit den anderen und Schmiede Freizeitpläne: die meisten möchten dieselben Dinge tun, aber nicht allein auf Ausflug gehen.
Mit der Zeit entwickeln sich für mich sich 2 Gruppen: einmal die deutschen „Muttis“ (ja, alle Erwachsene Kinder zu Hause und jetzt mal um sich selbst kümmern), die mit mir gleichzeitig angekommen sind – es ist ja doch nett deutsch zu sprechen zwischendurch;) Und meine Klasse – im Unterricht lernt man sich ja schon ein bisschen kennen und in der Pause werden dann die typischen Fragen geklärt: woher, wie lange schon da, wie lange noch da, wo wohnen, welche Ausglugspläne. Mein Kurs besteht aus 11 Leuten, die alle schon viel länger da sind. Ich mag allerdings von Anfang an unseren Länder-mix:
Laura – aus Dresden, Mahmet – Türkei, Nina – Schweiz, Jesus – Spanien, Marco – Italien, Tuba – Tschechien, Michaela – Russland, David – China, Rudolf – Ungarn und unser Teacher Christine – Malta
Alle, die schon länger da sind, geben Tipps welche Ausflüge sich lohnen. Malta ist nicht riesig und das was man sich anschauen sollte machbar:
- Valetta -Wunderschöne Hafenstadt
- 3 Städte neben Valetta
- Comino (Mini-Insel)
- Blaue Lagune Caves
- Golden Beach
- Tarxien Tempel
- St Julians – Paceville Partytown
Nur die Nachbarinsel Gozo habe ich nicht geschafft zu besuchen.
Ich finde meine Ausbeute ist ganz gut für eine Woche. Die Highlights davon: Valetta – eine der schönsten Mittelmeerstädte, die ich je gesehen habe. Valetta ist eine geplante Stadt und somit im Schachbrettmuster, sehr übersichtlich, angelegt. Das Meer und der Hafen, die die Halbinsel umgeben sowie ein paar Hügel die sich durch die Stadt ziehen machen das schlendern durch die Gassen zu einem echten Erlebnis. Eine Regel besagt bis heute das jede Hausecke von dem Bewohner individuell dekoriert oder werden muss und so wirkt die kleine Stadt sehr verspielt. Mein Lieblingsfleck war Hastings Park mit Blick auf den Hafen und Sliema.
Golden Beach – wie der Name sagt, ein Sandstrand, was auf der felsigen Insel schon mal eher selten ist, aber halt trotzdem nur eine langweilige Bucht, die von nem Radisson Blue-Bunker überschattet wird. Das echte Geheimnis befindet sich hinter diesen Bucht: oberhalb eine Felsrand an dem man entlang wandern kann und immer wieder kleine Buchten, Glasklares Wasser und einen Sonnenuntergang direkt über dem Meer.
Comino mit seiner blauen Lagune und den Glasklaren Wasser um die Höhlen. Die 3,5 Quadratkilometer große Insel, mit nur einem Haus/ Hotel darauf hat zum Großteil nur eins zu bieten: glasklares Wasser und durch in einer eingeschlossen Bucht mit sandigem Meeresboden schimmert das Wasser in den schönsten Blau-Tönen. Leider lockt das auch entsprechend viele Touristen an und der Platz ist so begrenzt dass dieser Fleck aus allen Nähten Platz. Schön ist er trotzdem und wenn man schwimmen kann ist man schnell auf der anderen seite der Lagune. Auf jeden Fall beeindruckend und die Bootsfahrt, vom und zum fähranleger Marfa,ist ebenfalls ein Erlebnis. Malta ist also eine Reise wert! Und allein verreisen wäre für mich vor ein paar Jahren nicht wirklich in frage gekommen, aber nach ein paar Erfahrungen in England wollt ich dieses Experiment mal wagen und das als Sprachreise zu zu machen ist, finde ich, der beste Weg für eine allein-Reise Erfahrung und eine Garantie für viele neue Eindrücke.