Berlin – über Grenzen und Toleranz

Berlin, eine Stadt mit vielen Gesischtern, mal laut, mal leise, mal idyllisch, mal ganz Großstädtisch. Eine Stadt voller Offenheit, Toleranz und Oberflächlichkeit. Eine Stadt mit grenzenlosen Möglichkeiten heute, und Grenzvollen Geschichten von früher. Eine Stadt die geprägt ist von Geschichte, Ereignissen, Aufschwüngen, Revolutionen und ihren Menschen. Eine Stadt mit genauso vielen schönen, wie interessanten Menschen, die die Vielfältigkeit dieser Metropole personifizieren.

Es gibt kaum einen Begriff der auf Berlin nicht zutrifft, denn die Stadt ist genauso schön, wie sie hässlich sein kann. Und meine ersten Eindrücke vor vielen Jahren, waren auch immer: laut, hektisch, grau, kalt, häßlich. Mit jeder Begegnung die ich mit Berlin hatte, habe ich immer ein Stück mehr kennengelernt, sie mehr verstanden und dann auch mehr schöne Seiten gesehen, dass alternative, bunte, kreative Berlin, all das, was es zu dieser Stadt mit ihrem ganz eigenen Charakter macht. Aber was ist es denn genau was Berlin charakterisiert?

Blick auf Oberbaumbrücke, die Friedrichshain und Kreuzberg verbindet

Ich denke es ist vorallem die Fülle an Möglichkeiten, die entstanden ist durch viele kreative und tolerante Menschen, die durch ihre Offenheit eine Welt geschaffen haben, in der jeder einen Platz hat, egal wie besonders und speziell er ist. Und ich habe dass Gefühl, dass die lange Zeit der Grenzen und Einschränkungen unter der Berlin zu Zeiten der DDR gelitten hat, jetzt aufgeholt werden muss und unter allen umständen alle Grenzen hinterfragt, überschritten und aufgebrochen werden.

In Berlin scheint es heute kaum noch Grenzen zu geben (sieht man von den allumfänglichen Corona-gegebenheiten mal ab). Ob es in der Vielfalt der Ernährung, in den Möglichkeiten zu feiern, in den Toleranz zu Randgruppen, ist – hier sind quasi keine Grenzen gesetzt. Morgens auf dem Boxhagener Platz in Friedrichshain komplett vegan rundumversorgen, während die Kids von englischsprechenden Animateuren unterhalten werden, Mittags gechillt in Kreuzberg, im Freischwimmer am Wasser Austern schlürfen, den Sonnenuntergang im alternativen Dörfchen „Holzmarkt“ an der Spree bei einem Bier genießen und interessante Gespräche mit fremden Menschen führen und die Nacht nebenan im Kater blau durchtanzen, nachdem man sich zum Abendessen zwischen Sudanisch, Koreanisch oder Currywurst entschieden hat.

Die ganze bunte, kreative Welt gibts auch noch kompakt am Sonntag auf dem Mauerpark-Markt. Hier ist nicht nur die Mischung an Speisen aus aller Welt, vielfältig, sondern auch die materiellen Stände: Neu-moderne Startups präsentieren ihre Ware neben alternativen Künstlern, kreativen Shops, second Hand vintage-ständen und Gebraucht-spittel-Flohmarkt-händlern. Hier gibts alles.

Wirklichen Grenzen gibt es nur in der Türsteher-politik der angesagten Clubs. Denn hier ist man plötzlich doch nicht mehr so offen, ins Berghain, Sisyphos und Kater Blau, kommt nur rein, wer richtig aussieht. Da hört die Toleranz also auf. Wer hier dazu gehören will muss also auffallen, angesagt sein oder zur jeweils passenden Randgruppe gehören. Bist du homo, rassisch, hipster oder durchgeknallt bunt hast du bessere Karten. Exklusives Leben dieses Alternativ sein.

Und die Frage wird immer sein- kommste rein?

Anders Exklusiv ist auch das Leben im Kreuzberg angeschlossen Viertel Treptow. Vom Treptower Hafen kann man herrlich durch den Treptower Park entlang der Spree spazieren und, während man das grün genießt, den Wert der gegenüberliegenden Immobilien nur erahnen. Hier reiht sich ein Neubau an den anderen, modern, verglast, Spree-blick. Gentrifizierung ahoi!

Man kann sich also auch einfach ein ganzes Wochenende nur durch die Alternativen Viertel bewegen und die ganzen typischen Sehenswürdigkeiten wie Brandenburger Tor, Fernsehturm und Siegessäule beiseite lassen. Wobei auch diese Touristen-hotspots einen guten Grund haben und sich ein Gang von der Siegessäule durch den Tiergarten zum Brandenburger Tor durchaus lohnt. Auch der Anblick des Fernsehturms auf dem Alex, am besten bei Nacht mit Paul Kalkbrenners Soundtrack zu „Berlin calling“ auf den Ohren.

Es lohnt sich also doch immer, auch Städten, eine weitere Chance zu geben und sie aus anderen Gesichtspunkten zu betrachten. Probierts auch mal aus. Berlin hat mich inzwischen für sich gewonnen.

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