Sylt

Mich packt ja öfter mal das Meerweh. Und diese Sehnsucht nach Meeresbrise in der Nase, salzigen Wind im Haar und Wellenrauschen im Ohr kann durch nichts gestillt werden als einem Ausflug ans Meer. Zum Glück ist die Küste von Hannover aus so schnell erreichbar, dass sich sie Sehnsucht an einem Wochenende stillen lässt. Hier kommt dann immer die große Entscheidungsfrage: Nord- oder Ostsee. Ich mag beides, die Nordsee ist wilder, windiger und riecht mehr nach Meer, dafür ist es nur die Hälfte der Zeit da (Gezeiten). Die Ostsee ist dafür einfach ein bisschen ruhiger, langweiliger, aber man kann aufs Meer gucken, ohne über einen Deich zu klettern. Richtige Wellen hat man im Normalfall bei beiden nicht. Außer man fährt aus dem Binnengebieten raus und nach Nordfriesland, zum Beispiel Sylt.

Die nördlichste Insel Deutschlands ist auch das einzige deutsche Küstengewässer wo man surfen/ Wellenreiten betreiben kann. Trotz der Entfernung und dank ihrer Infrastruktur aufgrund ihrer Berühmtheit ist Sylt teils schneller erreichbar als viele andere Inseln, da Sylt durch eine Zugstrecke über den Hindenburgdamm mit dem Festland verbunden ist und es teils direkte, teils via Hamburg Bahnverbindungen ab Hannover gibt.

Danke an Kerstin, für dieses Bild.
http://www.kerstins-photography.de/

Deswegen war die Insel auch schon das zweite Mal mein Ausflugsziel und ich bin mit meinem Meinungsbild noch immer etwas hin und her gerissen. Die Insel hat es irgendwie geschafft zu einem noblen Hotspot der reichen und abgehobenen zu werden und ist damit durch und durch versnobt und teuer. Der Vorteil dessen ist eine makellose Infrastruktur, Sauberkeit, Glanz und Vielfalt im Unterhaltungsangebot. Und das obwohl die Insel eigentlich total zurückhaltend und entspannt ist und sich eine Natürliche Wildheit bewahrt hat. Die gibt es, abseits der Gosch’s, Sansibars und Promenaden auch tatsächlich noch und deshalb würde ich auch jederzeit wieder hinfahren. Denn, wenn du einmal über die Düne geklettert bist, wirst du mit einem wirklich wunderschönen, nicht endenden weißen, breiten Sandstrand belohnt.

Ordentlich, gepflegte, hübsche Zugänge zum Strand

Hinter jedem Strandaufgang erwartet einen ein bisschen anderes Bild, es lohnt sich also ziemlich viel der Westküste zu entdecken. Sanfter und natürlicher geht es auf der östlichen Wattenmeer-seite zu, hier sorgt die Ebbe im Gegensatz zum Westen, auch für ein richtiges Watt und birgt neben kleineren Sandstränden vor allem Naturschutzgebiete, viele Vogelrastplätze und auch der Wind rastet hier etwas. Die Westküste umweht dafür ein stetiger Wind, was sie nicht nur zum guten Wellenreitrevier macht, sondern auch für Kitesurfer optimale Voraussetzungen schafft. Meine Inselhighlights sind allerdings die beiden Nord- und Südspitzen. Im Norden führt dich der „Ellenbogen“ zum nördlichsten Punkt Deutschlands. Hier ist noch nichts versnobt. Hier gibt es nur wilde, zerklüftete Landschaft, Naturschutzgebiete, eine fette Brise Nordwind und Ausblick auf Dänemark.

Das Südkap bietet eine bewanderbare Dünenlandschaft und um Hörnum nette Strände. Den Weg von Westerland richtig Norden fand ich allerdings wesentlich schöner. Hier fährt man mit dem Rad kilometerweit auf und ab durch Dünenlandschaft mit wechselnder Vegetation, wohingegen der Radweg gen Süden immer an der Haupstraße entlangführt. Was natürlich am fehlenden Platz liegt, denn hier ist Sylt so schmal dass man teils zu beiden Seiten das Meer sehen kann.

Kap – Horn Hörnum

Der Hauptort, Westerland, ist nicht erwähnenswert, häßlich und nur von Konsum geprägt. Wer sein Geld los werden will und dabei gesehen werden will, ist hier richtig. Ich halte mich hier an den Bahnhof. Der Tourismusfluss auf dieser Insel ist gewaltig und ganz sicher ungesund. Ich glaube, dass nicht mehr viele echte Sylter es sich leisten können dort zu leben. Wer allerdings ein Ausflugsziel mit allen Annehmlichkeiten sucht, ist hier richtig. Denn ob es Zugverbindungen, Angebote von Freizeitaktivitäten – alles an Wassersport, Yoga, Fahrradverleih, sowie Vielfalt in Verpflegung, ausgebaute Wege und Strandzugänge oder hübsch anzusehende, teure Reetbedeckte Häuser und Villen sind, Sylt hat durch das viele Geld was dort gelassen wird einfach viel zu bieten. Ich komme wegen der Landschaft, den Wellen und der guten Anbindung sicher wieder – und freue mich schon darauf ein weiteres Mal mit 30km/h auf dem E-Bike (absolute Empfehlung bei dem Wind!) die Radwege unsicher zu machen.

#lifehack
Die Strandkörbe sind nicht abgeschlossen, auch wenn die Strandkorbvermietungen zu sind. Also bei schlechterem Wetter und abends zum Sonnenuntergang (in der Nebensaison) ein kostenloses Plätzchen zu ergattern.

#Highlight
Bei strömenden Regen zum Ellenbogen fahren, keiner Menschenseele begegnen und dort erleben wie die Sonne durch die Wolken bricht während man allein mit Gummistiefeln im Watt steht.

#links
Meine einfaches aber hübsches Appartement Seestern in Wenningstedt-Braderup gibt es hier zu buchen: http://www.unterkunft-sylt.de/
Gute Fahrräder direkt am Bahnhof: https://www.sylter-fahrradverleih.com/
Yoga am Strand online buchen (sollte man unbedingt mal probiert haben): https://www.momentyoga.de/buchen/einzel-tickets/

Schreibe einen Kommentar