Menschen, Begegnungen, Traditionen

Oft sind es gar nicht die Orte die man sieht, sondern die Begegnungen mit Menschen die man hat, die einen Reisemoment besonders und unvergessen machen. Daher möchte ich meinen Begegnungen mit den Menschen in Südamerika einen eigenen Artikel widmen. Ich habe so viele Menschen kennengelernt, besonders Reisende, dass ich nicht einmal das Gefühl hatte allein zu sein. Die besonderen Begegnungen aber hatte ich mit “locals”, also mit einheimischen, die einfach ein mir unbekanntes Maß an Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit entgegen gebracht haben, dass es eine besondere Erwähnung wert ist.

Die kleinen Dingen, wie immer überall ins Gespräch zu kommen, von Taxifahrern vor Stadtteilen gewarnt zu werden (oder auch mal nen Vortrag zu bekommen, warum ich allein durch die Gegend laufe), nach nur 3 Sekunden hilflosem in den Stadtplan gucken angesprochen werden und auch ständig Hilfestellung angeboten zu bekommen, sind quasi an der Tagesordnung und machen das Reisen in Südamerika um ein Vielfaches leichter, denn ich lerne schnell: nicht den Blick verkrampft auf eine Karte oder das Handy halten, sondern die Menschen um dich fragen, die freuen sich Dir helfen zu können, meist ist es schneller, sicherer und macht auch noch Spaß. Als ich das einmal zu spät in La Paz in einem Collectivo getan habe und quasi auf dem Weg in eine andere Stadt war, obwohl ich zum Busbahnhof wollte, fand ich mich auf einer Autobahnzufahrt wieder und spazierte zum nächstbesten Menschen, der an einem Bus stand. Als ich den beiden Busfahrern erklärte wo ich hinwollte und das ich den geplanten Bus nun verpasst habe, zögerten die nicht lang und telefonierten sich zum Busfahrer meines Buses durch, begleiteten mich zur Autobahnauffahrt und hielten dort tatsächlich meinen Bus an, der dort ein paar Minuten später vorbei kam. Die beiden haben sich, ohne eine Sekunde darüber nachzudenken eine wahnsinnige Mühe gegeben und eine Menge Zeit geopfert, ohne die ich diesen Moment mit Sicherheit nicht in so guter Erinnerung behalten hätte.

Nur einen Tag später, am Titicacasee, eine ähnliche Begegnung: ich hatte mir spontan eine Übernachtung auf einer Uro (das sind auf dem See schwimmende Schilfinseln, auf denen noch ganz traditionell gelebt wird) gebucht und ohne Internet natürlich nicht nach einem Transfer gefragt, sondern die “ich frage mich durch” – Variante gewählt. Nachdem ich am (wie sich herausstellte falschem) Hafen angekommen war und einen Bootsmann nach der Überfahrt zu Aruma-Uro fragte, fing der an rumzutelefonieren, während wir auf Rückrufe warteten tauschten der Bootsmann und ich ein paar nette Worte und irgendwann holte er mir ein Taxi, sagte dem Fahrer wohin, mir wieviel ich maximal bezahlen sollte und das mich an dem anderen Hafen ein Boot erwartete. So war es auch, 3 Inselbewohner sprachen mich bereits mit Namen an und wussten das ich mit Carlos gesprochen hatte. Elsa empfing mich und ich verbrachte einen tollen Abend in familiärer Atmosphäre in einer ganz besonderen Umgebung.

Eine weitere tolle Begegnung war außerdem mein Guide auf dem Saltankay Trek, mit dem ich von Belanglosigkeiten über die Geschichte der Quechua’s bis hin zu Lebenszielen geredet habe, ein Mensch der mich nachhaltig beeindruckt hat. Ein Buchtipp hierzu mal von mir: “Awayu” – zu kaufen auf http://Vision21.de in deutscher Ausführung. Eine wahre Geschichte über eine starke Frau und das Leben der Quechua-Kultur in Peru.

Quechua ist neben spanisch Amtssprache in Peru und in den Anden noch sehr verbreitet. Das diese Sprache noch lebt, genauso wie viele andere Traditionen, ist einem andauernden Kampf der Menschen zuzuschreiben, ob in Bolivien oder Peru, auf dem Titicacasee, den Inka-Pfaden, oder in den Bergdörfern der Anden: hier wird Tradition gepflegt, wie ich es noch nie erlebt habe. Was mich fasziniert, ist das die Menschen auch über Jahrhunderte versuchen ihre Traditionen weiterleben zu lassen, sich nicht unterdrücken zu lassen und die moderne mit Traditionen zu vermischen. Und diese Mischung finde ich sehr sympathisch. In einer modernen Stadt wie La Paz laufen die meisten Frauen trotzdem mit traditionellen Kleidern rum und religiöse Traditionen werden nach wie vor gelebt (wie wild sie auch immer sein mögen). Das find ich schön und macht einen großen Teil des Flairs in Südamerika aus. Ich werde es vermissen.

Schreibe einen Kommentar