Ich sitze in einem Zug der deutschen Bahn. Im Kopf ein Koffer voller Erinnerungen, im Herzen gepolstert mit Familienglück, im Gesicht ein Lächeln und im Schoß ein Eimer Heimat:
Heidelbeeren aus unserem Garten. Von Vati gepflanzt, vom Neffen gegossen, von mir gepflückt, von Mutti verpackt.

Ihr kennt das: ein Besuch bei Mutti endet nie ohne eine Tupperdose mit Essen im Gepäck.
Wenn man allerdings die Tupperdose nicht innerhalb des nächsten Jahres zurückbringen kann, muss ein Einweg-Eimer herhalten. Ein Sinnbild für meine Verfassung. Diese Heidelbeeren sind Heimat pur. Und ich habe sie in meinen Koffer gepackt, um noch etwas länger davon zu zehren. Wie die Erinnerungen in meinem Langzeitspeicher.
Die letzten Tage habe ich alles aufgesogen wie ein Schwamm. Es muss eine Weile reichen. Ich nehme sie mit in meinen Koffer, wenn ich in den tausende Kilometer entfernten Bootsalltag zurückkehre.

Genau dafür haben wir ganz spontan diesen Heimatbesuch geplant: Ein kleiner Zeitpuffer bis zum nächsten Ziel, bezahlbare Direktflüge und die Aussicht auf mindestens ein Jahr Pazifik mit Heimweh – all das brachte uns auf die Idee, jetzt noch einmal nach Hause zu fliegen.
Idee geboren. Und innerhalb weniger Tage umgesetzt: Das Boot lag sicher im Hafen vor dem Panamakanal, ein Entfeuchter lief, der Flug war drei Tage vor Abflug gebucht. Am Montag Mutti fragen was es am Freitag zum Mittag gäbe. Freude – und ein bisschen Stress – war garantiert.
Vor einer Woche noch saßen wir ohne Menschen und Internet in einem Flusslauf mitten im Dschungel, und dann – sieben Tage später – in der Regionalbahn am Frankfurter Flughafen. Verrückt.

Jetzt heißt es: alles aufsaugen und abspeichern. Zwei Wochen verbringe ich in der sächsischen Heimat, ein paar Tage bei Heikos Familie und mit Freunden in Hannover und Berlin. Die Deutsche Bahn ist gnädig – zu 90 % pünktlich. Ich esse die letzte Ernte frischer Erdbeeren, gönne mir Döner, selbst gesammelte Pilze und knackige Körnerbrötchen. Ich freue mich über das Käseangebot, alkoholfreies Bier im Supermarkt und die erstaunliche Vielfalt an Joghurt.

Es ist erst acht Monate her, dass wir all diese kulinarischen Annehmlichkeiten genießen konnten, aber diesmal wird es deutlich länger dauern, bis wir wieder in diesen Genuss kommen. Also wird alles bis zum letzten Bissen ausgekostet.

Nur wettermäßig haben wir uns ein wenig verschätzt: Dem feuchtwarmen Klima der Regenzeit in Panama sind wir entkommen – und gelandet mitten im deutschen „Hochsommer“: 16 Grad und Nieselregen.

Eine lange Hose habe ich dabei, der Rest des Zwiebellooks wird kreativ aus dem Fundus zusammengestellt, der in den Kartons auf Dachboden und im Keller geblieben ist. Aber wahrscheinlich werden wir uns schon nächste Woche wieder nach 70% Luftfeuchtigkeit sehnen.
Denn heute geht es in einem 12-stündigen Flug wieder zurück über den großen Teich.
Insgesamt waren wir 26 Tage in Deutschland – 26 Tage voller kleiner Dinge, Begegnungen und guter Gespräche, die nun sicher im Langzeitspeicher liegen, bereit, in Kopf und Herz mit nach Hause zu fliegen.
„Zu Hause“ ist jetzt die Celerity. Sie liegt in der Shelter Bay Marina in Panama und wartet auf unsere Rückkehr. Nach Wochen auf sieben verschiedenen Sofas und Betten wird die eigene, sanft schaukelnde Matratze eine Wohltat.

Ab morgen beginnt der Bordalltag wieder: Das aus Deutschland mitgebrachte Display wird installiert, ein Termin für den Panamakanal gebucht. Sobald wir den Kanal passiert und den Atlantik endgültig hinter uns gelassen haben, treffen wir die letzten Vorbereitungen für den Pazifik – für eine mehrwöchige Überquerung bis zu den Marquesas.
Über all die spannenden nächsten Schritte werde ich euch auf dem Laufenden halten.
Jetzt schwelgen wir erst einmal eine Weile in den Erinnerungen an die letzten Wochen.

Danke an alle, die uns so herzlich aufgenommen und beherbergt haben – und an die Zeit, die ihr uns geschenkt habt. Danke für jedes Gespräch, jeden Drücker, den wir bekommen haben, und für das Verständnis all jener, die gern auch ein Stück unserer knappen Zeit gehabt hätten, bei denen es diesmal aber nicht geklappt hat.
Tschüss – bis bald!

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