Gegen den Wind – und zurück – Abbruch der Pazifiküberquerung

Der erste Versuch der Pazifiküberquerung wandelte sich in eine Proberunde durch den Golf von Panama und endet nach wenigen Tagen im Hafen. 

Das waren aufregende Tage… wir kämpfen vier Tage unter Segel gegen Wind und Welle an… um dann die ganze Strecke an einem Tag zurück zu tuckern unter Motor für einen Notstopp an Land.

Schon direkt vorm Start auf den Perleninseln von Panama, basteln wir im Motorraum rum, weil eine Pumpe ausgefallen ist und wir die Ersatzpumpe erst korrekt installieren müssen. 

Der beliebteste Kasten an Bord

Dann geht es aber los. Wir setzen alle Segel und können den Motor bald ausschalten. Super, denn jeder Tropfen Diesel ab jetzt zählt. Wir haben zwar neben unserem Tank noch 10 Kanister, aber die ersten 900 Seemeilen werden harte Arbeit, durch Flauten-Regionen und gegen Wind und Strömungen. Also gilt es so sparsam wie möglich beim Motoren zu sein!

Wir haben also alle Segel gesetzt und die erste Nacht bricht an. Und war aufregender als sie hätte sein müssen.

Immer wieder Mitfahrer

Eine halbe Stunde vor meinem ersten Schichtbeginn, weckt mich Heiko: wir müssen reffen. 

Ich war schon wach geworden, davon dass der Wind und die Wellen mit einem Schlag zunahmen. Jetzt weht draußen eine kräftige Brise und es regnet. Heiko kriegt die Genua nicht mehr per Hand gerefft und muss sie auf die Winsch legen, um zu kurbeln.

Während dessen weht die Genau ziemlich lange  aus und die beiden Schoten haben Zeit eine Party zu feiern und sich ganz fest zu verknoten. Zu guter letzt bleibt der komplette Knoten an unserem Ausbaumer hängen und die Genua lässt sich nicht mehr setzen. Immerhin ist sie nun bis auf einen kleinen Fetzen eingeholt und wir machen immernoch genug Fahrt. Heiko schnallt sich an und geht nach vorn um den Knoten zu lösen. Keine Chance im dunkeln mit Stirnlampe und bei dem Wetter. Wir entscheiden, dass der Knoten jetzt keine Gefahr darstellt, 

Nach ein bisschen umher spielen mit der Segelstellung und dem richtigen Winkel zu Wind und Welle segeln wir sogar in die richtige Richtung. 

Dass ist auch gut so, denn neben uns befindet sich der Anfang vom Verkehrstrennungsgebiet für den Panamakanal. Da ist also auch richtig was los. Eine Stunde später ist der Squall vorbei und der Wind weg, genau vor der Einfahrt der ganzen Frachter. Also Motor an und einen Kurs finden, bei dem nicht jeder Frachter auf Kollisionskurs ist. Dabei werde ich mehrmals klitschnass und friere schließlich sogar.  

Auch meine zweite Schicht, von 3 bis 6 Uhr, verbringe ich in Regenjacke und frierend. 

Es blitzt und donnert überall ringsum. Sind wir in Panama ja schon gewohnt. Auf See aber nochmal was anderes, vor allem ist dieses Gewitter direkt über uns. Es blitzt so hell und der Donner kracht so laut und nah, dass ich alles schließe und nicht mehr rausgehe. Es schüttet aus Kannen. Ich trinke Tee und wundere mich, dass Heiko bei dem Lärm friedlich schlummern  kann. Tatsächlich hat er nichts davon mitbekommen, als ich eine Stunde später müde ins Bett falle. 

Die gelbe Linie: Das war noch der Versuch gegen den Wind anzufahren. Schlangenlinie

Der nächste Morgen beginnt nicht weniger spannend.

Noch im Bett sitzend, höre ich es plötzlich über mir rauschen. Mein „Oh Scheisse“ wird von einem Schwall Salzwasser erstickt. 

Ich bin wach. Und nass. Und lache ungläubig: da ist doch gerade tatsächlich eine Welle übers Deck, unter dem Dingi durch direkt ins Bett geschwappt. Was lernen wir daraus:

Ein Dingi auf dem Vordeck schützt zwar herrlich vor dem vielen Regen. Eine Welle, die mit Schwung übers Deck fließt, sucht sich aber trotzdem einen Weg drunter durch und direkt in die geöffnete Luke. Ab heute: Fenster zu auf hoher See! Das Handy liegt jetzt in Reis gebettet, in der Hoffnung, dass die Ladebuchse wieder funktioniert und nicht mehr die Meldung: „Feuchtigkeit im Sensor“ auftaucht.

Das Bettzeug ist mit Salzwasser getränkt. Das trocknet  erfahrungsgemäß bei der Luftfeuchtigkeit nie. Süßwasser ist allerdings  rares gut. Zum Glück haben wir heute Nacht viel Regenwasser gesammelt  und wir verbringen wir den sonnigen Tag mit auswaschen und trocknen der Matratzen und Laken. 

So sieht ein angenehmer Segeltag aus

Auch die Genua-Schoten bekommt Heiko entknotet und so segeln wir einen Tag lang bei Sonnenschein und erholen uns von den Strapazen. Aber es bleibt nicht lange beim Segeltraum: die folgende Nacht wird wild. Der Wind kommt genau aus der Richtung in die wir wollen, die Welle auch. Wir fahren so hoch an Wind , wie es CELERITY schafft. Der Wind nimmt zu, die Wellenhöhe auch. 

Die ganze Nacht kracht der Bug gegen die Wellen und die Wellen über Deck, dass ich im Bett vorn abhebe. An Schlafen dort ist nicht zu denken. Als ich am Morgen gerade auf dem Sofa weg genickt bin, reißt mich der Wasseralarm aus dem Schlaf. mein Gott ist der laut. Aber auch gut so, denn im Motorraum steht eine ganze Menge Wasser! Doch die Pumpe springt nicht an. Auch bei der zweiten Pumpe tut sich nichts.

Während Heiko kopfüber im Motorraum hängt, versuche ich einen möglichst angenehmen Winkel zur Welle zu finden, der es ermöglicht, im Motorraum zu schrauben. 

„rumliegen“ im Motorraum – immer ein Traum

Nach einer Stunde bekommen wir eine Pumpe zum laufen und das Wasser aus dem Boot. Nun ist das aber unsere einzige verbliebene Pumpe. Und auf die wollen wir uns nicht verlassen. Erstmal stellen wir sicher, dass der Grund kein Leck ist, sondern tatsächlich durch die vielen Wellen immer wieder etwas wasser hineingekommen ist und sich anggesammelt hat. 

Trotzdem wollen wir das Risiko nicht eingehen, ohne weiteres Pumpen-Backup weiterzufahren. Panama ist noch in Sicht, also entscheiden wir kurzerhand, die nächstgelegene Marina aufzusuchen. Die liegt allerdings ungefähr genau da, wo wir herkommen. Also machen wir eine 180 Grad Kehrtwende und fahren in einem Tag alles wieder zurück, was wir uns vier Tage lang hart unter Segeln erkämpft haben. Deprimierend. Die letzte Nacht, mit Wellen von hinten geschoben und einem Sternenhimmel statt Regenwolken, gibt uns die Chance, den Schlaf nachzuholen und den Kopf klarzumachen. für die nächsten Schritte: Marina raussuchen und kontaktieren und Marine-Einkaufsmöglichkeiten auschecken.

Man sieht, wo die Entscheidung des Umdrehens gefallen ist.

Es ist Freitag Nachmittag, als wir im Hafen festmachen. Also sollten wir morgen wissen, welche Ersatzteile wir brauchen. Es wird einer langer Arbeitstag. Nach einigen Stunnden basteln, finden wir für alle Pumpen die jeweilige Fehlerquelle. Eine ist hinüber, die nächste noch am selben Tag repariert, die andere läuft am nächsten Tag mit neuem Schlauch auch wieder rund. Und zweimal Ersatz ist auch an Bord. Es geht voran. Der Muskelkater und die blauen Flecken vom Bootsyoga im Motorraum gedeihen auch fleißig. 

Der Arbeitsplatz die letzten Tage

Und dann fluten wir CELERITYs Bauch mit dem Gartenschlauch. Um alle Teile die mit Salzwasser in Berührung waren, zu spülen und die Pumpen zu testen. Der Ankerkasten wird gedichtet, die Dosenvorratskisten einmal aus- und wieder eingeräumt. Wäsche waschen, Diesel- und Wasser- und Lebensmittelvorrat wieder auffüllen und dann sind wir auch schon wieder startklar. 

Das Boot ist trocken, die Bettlaken duften, die Schuhe werden wieder verstaut in der Hoffnung sie diesmal nicht so schnell wieder zu brauchen. 

Da steht sie wieder im Hafen und wartet auf den nächsten Start

Am Dienstag wird der zweite Versuch der Pazifiküberquerung gestartet. Diesmal kommen wir hoffentlich weiter. 

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