In vielen Medien bin ich immer wieder bei Bildern von Wales hängengeblieben und hatte mir vorgenommen während meiner Zeit hier mal einen Ausflug dorthin zu machen. Da es doch ein Stück entfernt ist stellte sich das auf Anhieb nicht als lösbar dar, aber ich musste feststellen das dass Streckennetz der Great Western Railway schon echt schnell und gut ist. Und so wandelte ich mein eigentliches we in Bath in ein Wochenende in Wales um mit abschließenden Abstecher nach Bath. Die
Wahl fiel auf den Breacon Beacons Nationalpark, weil dieser am nächsten und gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar war. Das Ziel war den höchsten Berg des Nationalparks, den 889 Meter hohen Pen y Fen zu besteigen und dann zu meiner Unterkunft, der YHA breacon beacon zu wandern. Ich nehm mal die unerträgliche Spannung vorweg: beides geschafft 🙂 Die Anfahrt hielt erstmal ein paar Herausforderungen bereit. Ich hatte mir nämlich (als Fußball uninteressierte natürlich unwissentlich) den Tag des UEFA Championscup finales rausgesucht – Juventus Turin vs. Real Madrid in Cardiff. Ja, Cardiff ist die Hauptstadt von Wales und ja, es war natürlich mein erstes Reise- und umsteigeziel. Ich sag mal so: der Lärm in der Stadt war nichts gegen die 2h im Abteil mit spanischen Fußball-Fans. Meine Güte war ich reif für die Natur nach der Fahrt. Da die gesamte Innenstadt Cardiffs aufgrund des Ereignisses gesperrt war, verzögerte sich meine Weiterfahrt allerdings noch um eine weitere Stunde. Und verschaffte mir einen Aufenthalt im Dörfchen Merthyr Tydfil. Ja, das hieß wirklich so – walisisch ist echt die merkwürdigste Sprache die ich je gehört und gelesen habe – habt ich Schonmal schwedisch gehört? Klingt ein bisschen wie Schlaganfall – kombiniere das mit tschechisch und setze noch einen Hauch englisch drauf – dann hast du eine ungefähre Vorstellung wie sich das anhört. Zum Glück können die Waliser ja englisch, aber auch das klingt wie walisisch.
Und damit zurück zu Merthyr Tydfil: dort sprach mich eine alte Frau am Busbahnhof an, und war ganz bemüht mir Ihre frage deutlich zu machen, ich war mir auch sicher dass es englisch sein sollte was sie da von sich gab, ich konnte aber bei besten Willen kein einziges Wort verstehen – zumindest war sie mit keiner meiner Vielfältigen antworten zufrieden. Dieses Dorf hat mich aber auch sonst zu tiefst verstört und irgendwie passte es zu der Sprache: tiefste Provinz, ein Busbahnhof der mit so osteuropäischem-Beton-Charme und ganz dringendem Bedürfnis mal einer Wäsche unterzogen zu werden und ein Café/Kiosk schmuddeliger als der andere. Wo sind Pret a Manager, Costa Café, Nandos und Wagama wenn man sie braucht (um nur mal einige wenige der unzähligen Ketten an jeder Ecke England aufzuzählen)?
Vergessen war das alles als in Storey Arms aus dem Bus stieg und mein Ziel vor mir sah: der Pen y Fen lag in einem tollen grün eingebettet und war umgeben von dicken Regenwolken. In strömenden regen startete ich also meine Tour, aber dem Inselwetter sei dank dass sich das ja im 2min Takt ändert. Der Aufstieg war hart, die Umgebung allerdings bildschön und die Luft herrlich. Das gesamte Bild war wie ich es mir vorgestellt hatte: Sanfte sattgrüne Hügel auf denen Schafe mit ihren Lämmern grasen, mit eingebetteten Seen und Flüssen die umrahmt sind von Nadelbäumen. Als ich den Gipfel den ich die ganze Zeit vor mir hatte erklimmt hatte, musste ich feststellen, dass es noch gar nicht der Gipfel war, sondern der Pen y Fen noch einen Hügel weiter war… also wieder runter und den nächsten wieder hoch, man gibt ja nicht auf wenn man so weit gekommen ist. Und meine Wanderbekanntschaft Vicky und ich motivierten uns gegenseitig. Eine Asiatin aus Cardiff, die ihre Eltern auf dem halben Weg zurück gelassen hatte.