Ich liebe es die Kultur eines Landes zu entdecken und ein fester Bestandteil von Kultur ist Essen. Es macht auch einfach Spaß ein Land kulinarisch zu entdecken. Und das nicht auf den Speisekarten der teuren Yachthäfen und Touristenlokale, sondern lokal und einfach. Meist ist das auch das günstigste Essen, allerdings muss man sich ein wenig bemühen es zu finden. Ich möchte euch heute auf meine kulinarische Entdeckungsreise mitnehmen und entühren in die Welt der rauchenden Ölfässer am Straßenrand. Und darüber erzählen zu welchen Experimenten auf dem Boot man inspiriert wird.
Erstmal ist auswärts, lokal essen in der Karibik durchaus günstig und macht den teuren Preisen im Supermarkt Konkurrenz. Außerdem macht es einfach Spaß die Speisekarte der Länder zu entdecken. Jede Ecke hat hier etwas Besonderes. Selbst der Rumpunsch ist auf jeder Insel anders. War die Mischung auf Barbados noch leicht und lecker, gab es in Martinique einfach einen puren Rum mit Zucker. Der in Carriacou hatte es voll in sich und auf Grenada ist er sowieso überall anders. Ein bisschen frisch geriebene Muskatnuss gehört aber auf jeden Fall obendrauf. Ansonsten sind neben Rum dort wohl irgendwelche lokalen Säfte und Gewürze drin. Was auch immer. Ist immer gut, immer auf Eis und immer vorrätig in jeglicher Bar.
Einen lokalen frischen, selbstgemachten Saft, gibt es auch an vielen Ecken. Die lohnen sich immer. So entdecken wir auch Mauby-Drink. Ein Getränk aus der Rinde eines speziellen Baumes, hier Mauby-Rinde genannt. Das Zeug gibts im Supermarkt als kohlensäurehaltiges Erfrischungsgetränk, als Sirup und an der Straßenbude als Saft. Ich finde es schmeckt wie verdünnter Jägermeister. Heiko liebt es. Ich finds scheußlich. Aber irgendwie auch so interessant und besonders, dass ich es immer wieder probiere. Cholesterinsenkend soll es auch noch sein und gut gegen Bluthochdruck. Ganz sicher aber, BEVOR man 3 Tonnen Zucker rein gekippt hat. Nachdem wir 2 Sirup Sorten probiert haben, versuchen wir uns selbst an einer Mauby-Mischung und kochen die Rinde mit Gewürzen aus. Es schmeckt widerlich bitter. Auch nach Verdünnung und Zucker Zugabe. Wahrscheinlich haben die Fertigprodukte tatsächlich nur Zuckerwasser mit ein paar Tropfen gemischt. Naja, wir werden mit der Dosierung noch ein bisschen experimentieren.
Genau wie mit meinem neuen Lieblingsgetränk: Cocoa-Tee. Purer, frischer Kakao wird gerieben und zu einer Schokoladenkugel gerollt. Und in Wasser aufgekocht. Meist mit vielen der hier typischen Gewürze: Muskatnuss, Zimt, Lorbeer, Fenchel. Mit einem Schluck Milchigem drin schmeckt es wie Chai-Gewürz-Tee, nur schokoladiger. Und das Tollste an den Bällchen: sie schmelzen auch ohne Kühlung im 30 Grad warmen Boot nicht. Man muss sie aber auch ordentlich kochen um sie aufzulösen. Inspiriert wurden wir im Schokoladenmuseum und bei einem Fischer-Frühstück an einem Straßenstand.
Denn noch lieber als die heimische Kombüse einzusauen, probieren wir uns durch diverse Straßenstände und Restaurants. In Grenada stehen überall bunt angemalte Holzhütten am Straßenrand. Oft einfach mit einem Grill in Form eines Fasses, ausgestattet. Wenn es irgendwo verdächtigt qualmt, ist das immer ein gutes Zeichen. Ein Topf mit einer Fischsuppe steht auch meistens drauf. Eine Kühlbox bietet ein Bier für die Wartezeit, während der man auf einer zusammengezimmerten Bank Platz nimmt und mit den „locals“ quatscht. An diesen Ständen und Restaurants kann man sich meist gut satt essen für 5-8€ pro Portion.
Nur Vegetarier haben es echt schwer. Inzwischen habe ich mir schon angewöhnt immer das vegetarische Gericht zu nehmen, wenn es eins gibt, denn die Chance bietet sich einem leider eher selten. Hühnchen und Fisch. Der Fisch ist meist auch frisch, oder eingesalzen. Die Hähnchen vermuten wir leider oft, eher importiert aus dem Gefrierschrank. Schade, denn eigentlich gibt es auf vielen karibischen Inseln eine Kultur, die ich total faszinierend finde. Subsistenzwirtschaft. Grow what you eat and eat what you grow. Jeder lebt von dem was in seinem Garten wächst und was man zu viel hat, wird mit dem Nachbarn geteilt. So stehen nicht nur Felder voll mit Bananenstauden, sondern auch alle Gärten, und Straßenränder sind voller Brotfruchtbäume, Kokospalmen und Papayas, um die die Hühner frei herumlaufen. Es gibt also wirklich viel, was man einfach auf einem Spaziergang einsammeln kann. Also Früchte. Nicht das Huhn! Besonders Mango haben wir noch nie gekauft.
Die Straßen sind voll mit Mangobäumen und diese hängen voll mit so vielen Früchten, dass es total okay ist ein paar mitzunehmen. Außerdem finden wir Guave, Sternfrucht, Passionsfrucht, Caimite, Cayote, Kakao, Papaya und Tamarinden. Die letzteren werden eine meiner Lieblinge. Tamarinden fallen in einer Schale vom Baum, wenn sie dabei heil bleiben, kann man sie prima einsammeln und das weiche Innere pur genießen. Ziemlich sauer. Wird aber auch mit Zucker ummantelt als Süßigkeit verkauft. Auch Saft und Marmelade (ein bisschen wie Pflaumenmus) haben wir schon entdeckt. Ich liebe das Süß-saure Zeug, auch als puren Snack zwischendurch.
Eine weitere lokale Spezialität in Grenada ist Lambie. Eine Riesenschnecke, deren Gehäuse in den meisten Touristenorten der Welt teuer verkauft werden. Hier landen sie tonnenweise am Strand als Fischereiabfall. Alle haben ein zusätzliches Loch im Gehäuse, durch das das Fleisch vom Fischer heraus gezogen wurde. Die Schnecke wird in allen möglichen Formen verarbeitet, gegrillt, zu Gulasch gehackt, in einer Brühe serviert oder mit einer dicken Schicht BBQ-Sauce zubereitet. Schmeckt! Auch sonst ist der Meerestier-Vielfalt kaum Grenzen gesetzt.
Auf Barbados gab es viel Flying fisch, die Dinger die uns auf dem Atlantik immer auf dem Deck gelandet sind. Auf den Antillen gibt es Lionfish, bei dessen Verzehr man sogar was gutes tut, weil die invasive Art den Riffen hier schadet. Überall gibts diverse Muscheln und auch spezielles Seegras wird gezüchtet und seine gesunden Eigenschaften in einem pürierten Shake mit gesüßter Kondensmilch kaputt gemacht. Schmeckt, aber größtenteils nach Zimt, Milch und Zucker. Aber naja, so ist das hier halt. Der Diabetiker Anteil ist glaub ich recht hoch.
Zum Hähnchen und Fisch gibt es meist Kohlsalat, Gemüse aus Brotfrucht, Yam, Yucca, Okraschoten, außerdem Mackaroni-Auflauf und oft Pommes. Überall wird frittiert was das Zeug hält. Gurken und Tomaten schmecken nicht. Inzwischen hab ich mich auch mit meinem Einkauf eingeschränkt auf die lokalen Gemüsesorten, denn im Supermarkt importiertes Zeug zu kaufen ist erstens blöd und zweitens teuer. Also gibt es Weißkohl, Rotkohl und Callaloo.
Callaloo ist lustiges Zeug. Die riesigen Blätter des Wasserspinates werden wie Spinat oder Grünkohl verarbeitet. Als Suppe oder Beilage. Der Geschmack ist anders, aber gut, würzig.
Brotfrucht kann man immer mal irgendwo am Straßenrand mitnehmen. Hier wird sie meist Unreif wie Pommes zubereitet, allerdings sind die von der Straße meist schon reif, wenn ich sie verarbeite und dann eher schon vorm kochen ein süßlicher Kartoffelbrei. Die Grenadians können damit offensichtlich besser umgehen. Und das ist auch gut so, denn so macht es einfach Spaß immer wieder raus zu gehen und neue kulinarische Spezialitäten zu entdecken.
Jetzt hab ich Hunger bekommen…