Gibraltar

„Gibraltar, Gibraltar, the Rock on which I stand“ ertönt die Nationalhymne und die U18 Rugby Nationalmannschafft  Gibraltars singt ordentlich mit. Es ist das erste Länderspiel für die jungen Rugbyspieler, gegen Schweden. Wir sind am Europapoint mit Blick auf den Leuchtturm und Ausblick auf den Afrikanischen Kontinent. Die Zuschauer des ersten Rugby-Länderspiels bestehen fast nur aus den Muttis der Mädels, die in der Halbzeit auf dem Rasen tanzen. Und uns. Sowas macht man halt, wenn man schon immer mal Rugby live sehen wollte (das ist wie amerikanischer Football nur ohne Schutzanzüge) und kein so richtig typischer Tourist mehr ist -nach 4 Wochen in einem Land, welches die meisten Touristen nur für wenige Stunden besuchen. Und das hat auch seinen Grund, denn Gibraltar ist klein genug um es an einem Tag zu erkunden. Trotzdem, oder gerade deshalb kann man hier ziemlich viel drumherum entdecken.

Als kleine Einordnung, ohne hier, die in Wikipedia nachzulesenden Fakten zu duplizieren: Gibraltar ist ein Stück Land am Südende Spaniens, direkt hinter der Stadt La linea de la Conception und gehört zu Großbritannien. Hier ist also seit dem Brexit, keine EU mehr. Außerdem gibt es hier keine Steuern, wodurch sich ein Zigaretten-, Alkohol-, Shoppingparadies entwickelt hat. Auch wir sind nur deshalb hier gelandet, weil wir eine ziemlich teure Anlage hier Steuerfrei her schicken lassen konnten. Abgesehen von der Mainstreet die sich durch die ganz süße Innenstadt zieht und ein Duty-free Geschäft nach dem anderen beherbergt, besteht das Land aus einem großen fetten Fels, was wiederum die eingangs zitierte Nationalhymne erklärt. Diese beiden Sachen sind es, die sich die meisten Menschen hier in einem Tagesausflug anschauen.

Zum Gipfel des Felsens gibt es eine Seilbahn und ist dafür berühmt, dass sich dort die einzig frei lebenden Affen Europas befinden. Es gibt Affen. Wie wild sie tatsächlich sind ist fraglich, wir sind mehr und mehr der Meinung, dass die dort mal jemand als Touristenattraktion ausgesetzt hat. Und  es funktioniert. Mir hat einer eine leere Bananenschale aus dem Rucksack geklaut. Darf er nicht. Ist vill verboten. Affen füttern kostet 1000 Pfund oder so.

Das ist das teuerste was man an verbotenen Sachen in Gibtaltar machen kann. Günstiger ist es seinen Hund irgendwohin kacken zu lassen. Das kostet nur 100£. Was es kostet hin zu pinkeln, haben wir nicht herausgefunden. Tatsächlich hat Gibraltar durchaus strenge und lustige Regeln. So muss man jede Hunde-Pipi mit Wasser oder Spüli wegspülen. So läuft jeder Hundebesitzer also immer mit einer Plastikflasche durch die Gegend. Warum es, trotz der vielen verbote so viele Hunde gibt, verstehen wir nicht. Denn es gibt kaum einen Park in dem Hunde erlaubt sind, kaum einen Baum oder Grünstreifen der nicht eingezäunt ist und an jeder Attraktiven Straßenecke steht ein „no Pee“ Schild. Sehr Hundefeindlich. Autos mögen sie auch nicht so, wobei das verständlich ist, bei dem knappen Platz, dass man überall mit abschleppen drohen muss. Die korrekte und saubere englische Seite spiegelt sich in sowas wieder, aber auch in den Grünanlagen, deren Rasen unübersehbar mit englischer Sorgfalt gehegt wird. Und mit EU Geldern. Es gibt Pubs mit Fish-and ships zu überteuerten Pfund-Preisen und viele Indische Cury-Buden.

Ein Blick vom Felsen auf die Stadt

Dass ist dann aber auch alles was britisch ist in Gibraltar. Ansonsten ist es eine sehr süße mediterrane Stadt, viele kleine Gassen die in vielen vielen vielen Treppen durch ein Häuserwirrwarr von der Mainstreet Richtung Fels hoch gehen. Und dann ist die Stadt zu Ende. Wenn man sich die Knie auf den tausenden Stufen wund gelaufen hat enden diese immer irgendwo am Felsen und im Nationalpark. Ein Stück darf man das noch kostenlos genießen, bis das Kassenhäuschen für den Nationalpark beginnt. Wir haben es in der gesamten Zeit geschafft ohne diesen Auszukommen, da wir kein Interesse an den den Touristen-Sky-Walks und Kanonen-Fotostopps hatten. Kanonen gibt es reichlich überall, schließlich war die Lage ideal um vom Fels oben in alle Richtungen zu ballern.

Auch auf die andere Seite des Felsens kann man zu Fuß gehen. Hier liegen ein paar Strände. Schöner als die Beton-Terrasse im Südwesten, aber dafür im Schatten des Felsens. Im Sommer sicher nett. Wo kein natürlicher Schatten herrscht wird welcher gebaut. Im Nordosten, direkt hinter dem Flughafen entsteht ein neues Wohngebiet mit Hochhäusern. 3 stehen schon und werfen ihren Schatten auf den sowieso schon hässlichen Strand neben dem Rollfeld. Aber nun gut, irgendwo müssen die Menschen ja hin. Trotz dass die Geburtenzahl sehr gering ist wächst und wächst die Stadt und hat durch ihren überdimensionalen Felsbrocken einfach wenig Ausweichmöglichkeit. Auf der Westseite der Stadt liegen, in die Bucht von Gibraltar gerichtet die Häfen, hier wurde schon auf dem Wasser einiges an Land zu gewonnen. Und auch hier wird schon in die Höhe Gebaut. Ich mochte das verwinkelte, spanische Altstadt -feeling lieber.

Spanisches Flair hat die Stadt aber auch schon wegen der Menschen, zwar sind zwar nur die Hälfte der Einwohner Spanier, doch arbeiten hier zum Großteil Spanier, die sich halt nur keine Bleibe in Gibraltar leisten können. In vielen Läden kommt man mit spanisch besser weiter als mit der englischen Landessprache. Und so ist zum Feierabend aufm Rollfeld und an der Grenze immer reger Verkehr. Ja, auf dem Rollfeld. Denn der Flughafen von Gibraltar liegt auf den einzig Flachen Stück über die komplette Länge des Landes. Dahinter ist die Spanische Grenze/ EU Grenze. Um aus Gibraltar raus zu kommen läuft man also einmal quer übers Rollfeld. Wenn ein Flugzeug startet oder landet, werden Schranken geschlossen und danach fließt alles wieder weiter. Sehr lustig. Wir geben uns dieses Schauspiel mehrmals. Auch weil es für vieles einfach günstiger ist nach Spanien zu gehen, ob zum Marineshop, zur Post oder einfach zum Tapas essen.

Warten auf eine Flugzeuglandung. Drüben ist Spanien.

Und so ist der 28-tägige Aufenthalt in Gibraltar auch immer mal durch Spanien-besuche unterbrochen. Der Vorteil an so viel Zeit in einem so kleinen Land: wir machen alles zu Fuß. Auch wenn es einen Bus gibt. Der Bus ist das einzige was man in passendem Bargeld (Euro oder Pfund) bezahlen muss. Ansonsten haben wir durch die britisch-geprägte Bargeldlose Zahlung nicht einmal die Notwendigkeit gehabt uns die Landeswährung zu besorgen. Nur beim Grillstand beim Rugbyspiel war Bargeld nötig und das Wechselgeld bis zum Schluss die einzigen Gibraltar-Pfund die ich in der Hand hatte. Gefällt mir. Gibraltar. Ein besonderes Fleckchen Erde, aber auch genug nach ein paar Wochen.

Warum wir so lang hier waren? 1 Woche warten auf Windfahne. 1 Woche installieren. 1 Woche warten auf Motorreperatur. 1 Woche warten auf den richtigen Wind!

Wo wir im Hafen gewohnt haben seht ihr im Beitragsbild ganz oben (Pfeil).

Wo wir gerade aktuell rumschippern seht ihr hier

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