Jetzt gehts über den Atlantik

Das Boot ist geputzt, die letzten Vorräte sind verstaut. Auch eine ganze, frisch geschlagene 28kg- Bananenstaude hat Platz gefunden. Das total verdreckte Boot ist abgespült. Wassertank voll. Lebensenergie aufgefüllt. Wir und das Boot sind bereit über den Atlantik aufzubrechen. Morgen gehts los.

Jetzt ist es also soweit. Wir stehen in den Startlöchern für die Atlantiküberquerung. 2000 Seemeilen liegen vor uns, Kurs 270 Grad, Passatwind und Nordäquatorial-Strömung mit uns, ein Monat autarkes Leben,nur umgeben von Meer.

Alles Zahlen und Fakten, die ich auch erst seit wenigen Monate kenne. Fakt ist, dass die Überquerung des Atlantiks für mich bei der gesamten Planung und Umsetzung dieser Reise, quatsch, dieses Lebensabschnittes, immer mein Hauptziel war. Meine Motivation das Ganze umzusetzen bestand Größtenteils in dem Wunsch mal dieses Großen Teich zu überqueren. Schon oft genug bin ich in wenigen Stunden darüber hinweggeflogen, habe sehnsüchtig aus Flugzeugfenstern auf dieses Blau geschaut und nie wirklich eine Idee daraus entwickelt, dass man das einfach selbst, mit einem Boot machen kann. Manche Träume sind zu weit weg um sie sich auszumalen. Erst als ich anfing mich mit Segeln und Seefahrt zu beschäftigen wuchs dieses Kribbeln heran. Nun. Ich weiß welches Glück ich habe, träume, die ich gerade mal angefangen habe zu träumen, umsetzen zu können. Das ist für mich nicht selbstverständlich, auch wenn es sich oft so anfühlt. Fakt ist, dass ich jetzt hier bin und mit der Reise starte, die mich ursprünglich motivierte, mein Leben umzukrempeln. Und mit dem Start der Fahrt in die Karibik ist dieser Wunsch erfüllt, egal wie ich am Ende drüben ankomme, ich kann einen Haken an diesen Traum machen. Dass ich es so weit geschafft habe, verdanke ich meinem Mut, der Abenteuerlust von meinem Heiko und auch allen Menschen, die mich auf diesem Weg begleitet und unterstützt haben.

Kurz vor Abfahrt in Hannover

Ohne den Rückhalt und Zuspruch von Freunden und Familie, wäre ich nicht hier. Deswegen ein danke an die Menschen, die mich in meinen Vorbereitungen unterstützt haben, ob mental beim auffangen diverser Planungs-Krisen, physisch bei der Auflösung des Haushaltes und des Jobs und seelisch, weil ich weiß, dass Menschen da sind, wenn ich wieder komme, egal wie das Ende dieser Reise aussieht.

Danke also für die Sicherheit aufgefangen zu werden, danke für jede einzelne Frage die ihr gestellt habt und die auch für mich wichtig war zu beantworten, danke für den Zuspruch und danke fürs zeigen, dass man vermisst wird. Denn auch die Abschiede die ich im letzten Jahr gemacht habe, waren schon ein wichtiger Teil dieser Reise. Denn, wie so viele Kalendersprüche ja schon gern ausdrücken, merkt man immer erst am Ende, was man eigentlich hat und was einem wichtig ist. Daher danke für jeden Abschied, der wichtig war um mich hierher zu bringen und weswegen ich bei jeder Eröffnung meines Vorhabens aufgeregt war. Letztendlich ist nämlich dass der erste Schritt um Träume zu erfüllen. Sie auszusprechen. Und natürlich ist mir auch bewusst welchen Einfluss auf andere meine Entscheidung hat, diesen Umbruch in meinem Leben und ein aufbrechen für längere, undefinierte Zeit. Danke für euer Verständnis und eure Sorgen!

Abschied bei den DraXx am Maschsee

Warum ich eigentlich in der Vergangenheitsform bei der Erfüllung der Träume spreche? Nun, weil dass Ziel ja schon erreicht ist, wenn man damit startet und weil auf dem Weg hierher schon so viel passiert ist, dass sich Träume, Wünsche und Ziele längst verschoben haben. Bei der Planung dieser Reise, war es mein Hauptmotiv, dies zu erleben und auch unser Dreh- und Angelpunkt bei der Ausstattung des Bootes. Inzwischen denke ich viel kleiner und weiter zugleich, ich habe Lust endlich anzukommen, endlich eine Ankeridylle mit warmen Wasser zu erleben, Planung kurzer Segelschläge zur nächsten Insel, statt immer nur Mehrtagesetappen und vor allem endlich das Barfußrouten-versprechen einzufordern: keine Socken mehr nachts tragen zu müssen!

Celerity, bereit den Atlantik zu überqueren

Habe ich sorgen mit der Überfahrt? Ja, tausend kleine: was geht kaputt, haben wir genug Ersatz? Wie wird das Wetter, haben wir genug Wind? Wenn nicht, wird der Diesel reichen? Wenn Nicht, wird das Wasser reichen und so weiter… Habe ich Sorge drüben anzukommen? Nein. Da bin ich sicher.

Eine der besten learnings aus den letzten Monaten ist ja schon, dass wir kein festes Ziel nennen. Wir haben uns vorbereitet auf ein Ankommen auf einer dieser karibischen Inseln (von Nord nach Süd):

St. Martin/ St. Maarten

Antigua

Guadeloupe

Dominica

Martinique

St. Lucia

St. Vincent

Barbados

Grenada

Wie oft seid ihr schon aufgebrochen, losgegangen, losgefahren, ohne das genaue Ziel zu kennen? Das macht man im Leben nie, weil man ja Planen muss, was einem am Ziel erwartet. Aber genau dass hat mich diese Reise bisher schon gelehrt: nicht so viel Planen, sondern sehen was passiert und sehen wann man, wo ankommt. Und es fühlt sich jetzt besser an, zu sagen, wir kommen irgendwann in den nächsten Wochen in der Karibik an, als wir sind in 4 Wochen auf Barbados.

Natürlich hatten wir auch tolle und berichtenswerte 2 Wochen auf den Kapverden, aber die Zeit hier werde ich erst unterwegs zu Worten niederschreiben. Freut euch also auch schon auf einen schönen Karnevals-Bericht aus Mindelo.

In diesem Sinne – bis später auf der anderen Seite des großen Teiches!

2 Kommentare bei „Jetzt gehts über den Atlantik“

  1. Toll, dass jetzt dieser spannende teil der Reise startet. Wir fiebern mit euch mit und wünschen euch viel Erfolg! Eure The DraxX

  2. Hola Nici y Heiko,
    wir freuen uns total für Euch beide, vermissen Euch sehr, freuen uns für Euch, sind immer gespannt und fasziniert von Deinen Berichten und stets wird das Fernweh geweckt 🙂 Und wenn Ihr wiederkommen solltet, ist hier bei uns immer ein Platz für Euch!
    Le deseamos un tiempo maravilloso! Besos y abrazos de Uwe y Jessika

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